Seehofer bezog seine Kritik unter anderem auf die Berichterstattung zur Silvesternacht in Köln. Das ZDF habe deswegen sein Bedauern zum Ausdruck bringen müssen, sagte er. "Die ARD hat erklärt, ja, es stimmt, wir haben viele flüchtende Frauen und Kinder gezeigt, aber nicht im selben Maße die Männer, die viel häufiger nach Deutschland kamen." Zum Teil habe es eine Berichterstattung gegeben, die wenig mit der Realität zu tun gehabt habe, so Seehofer weiter. "Für mich ist viel zu häufig die persönliche Überzeugung der Autoren der Maßstab für die Berichterstattung", kritisierte Seehofer.
"Seehofer sollte sein Verständnis von Pressefreiheit hinterfragen"
Die Sender wiesen die Vorwürfe zurück: "Das ZDF berichtet seit Monaten umfangreich über alle Aspekte der Flüchtlingskrise", sagte ein Sprecher in Mainz, "auch über politische und gesellschaftliche Probleme und Konflikte." Ein ARD-Sprecher ergänzte: "Wir stellen uns gern jeder konstruktiven Kritik." In diesen Zeiten gehe es aber weniger um politische Zuspitzung: "Uns geht es um eine differenzierte mediale Reflexion."
Bundesjustizminister Heiko Maas kommentierte Seehofers Medienschelte auf Twitter: "Wer Journalisten die eigenen politischen Überzeugungen absprechen will, sollte sein Verständnis von Pressefreiheit hinterfragen", schrieb er in einem Tweet. "Wir sollten uns hüten, denjenigen nach dem Mund zu reden, die Journalisten als Lügenpresse diffamieren", in einem weiteren.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) warf dem bayerischen Ministerpräsidenten vor, seriöse Journalisten zu diffamieren. Er halte die Äußerungen Seehofers auch vor dem Hintergrund der "Lügenpresse"-Schmährufe und der Übergriffe auf Journalisten bei Pegida-Demonstrationen für unverantwortlich, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall.
Tags: