Handschuhe, Seife oder Desinfektionsmittel?

  09 Auqust 2020    Gelesen: 1390
  Handschuhe, Seife oder Desinfektionsmittel?

Die besondere Situation mit dem Coronavirus bedarf besonderer Maßnahmen. Abstand halten, Maske tragen, öfter Hände waschen. Doch manche bekommen davon trockene und rissige Haut. Sollten Betroffene eher zu Gummihandschuhen oder zum Desinfektionsmittel greifen? Ein Experte gibt Antworten.

AHA lautet die Formel, die von der Bundesregierung verbreitet wird. Sie fasst die Schutzmaßnahmen zusammen, die die Ausbreitung des Coronavirus verhindern soll. Händewaschen gehört neben Abstand halten und Alltagsmasken als wichtige Hygienemaßnahme dazu. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) rät in Zeiten der Corona-Pandemie häufiger als sonst die Hände für 20 bis 30 Sekunden mit Seife gründlich zu waschen und gleichzeitig auf das Händeschütteln zu verzichten. Doch das führt bei manchen zu Hautproblemen. Was können Menschen tun, die vom ständigen Händewaschen rissige, spröde oder juckende Hände bekommen?

"Besser die Hände desinfizieren als waschen", rät Professor Peter Elsner, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena im Gespräch mit ntv.de. Vor allem für Menschen mit empfindlicher Haut und diejenigen, die in ihrem Beruf besonders auf Handhygiene achten müssen. "Gummihandschuhe, Wasser und Seife oder Händedesinfektion, egal welche Schutzmaßnahme man für die Hände anwendet, jede ist auch eine Belastung für die Haut. Das ist unvermeidlich", sagt Elsner, der auch die Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) leitet.

Infektions- und Hautschutz

Die Frage, welche Art der Handhygiene am besten ist, kann also nur von zwei verschiedenen Positionen aus beantwortet werden. Geht es vor allem um den wirksamsten Infektionsschutz, dann ist das Tragen von Handschuhen die beste Variante. "Kein Virus kann einen Gummihandschuh durchdringen", bestätigt der Dermatologe. Geht es mehr um den Schutz der Haut, dann ist der Griff zum Desinfektionsmittel die hautfreundlichste Variante. "Dazu gibt es bereits eine Reihe von Untersuchungen mit eindeutigen Ergebnissen", ergänzt Elsner.

Auch wenn das Handschuhtragen die sicherste Hygienemaßnahme ist hat es gleichzeitig besonderen Einfluss auf die Hautpartien, die mit Gummi in Kontakt kommen. "Nach einiger Zeit beginnen die Hände in den Handschuhen zu schwitzen, das greift auf Dauer die natürliche Hautbarriere an", erklärt Elsner dazu. Aus diesem Grund wird die Arbeit, bei der Personen Schutzhandschuhe länger als zwei Stunden tragen oder länger als zwei Stunden am Tag die Hände im Wasser haben, als Feuchtarbeit bezeichnet. Auch diejenigen, die während ihrer Arbeit häufig die Hände waschen oder desinfizieren müssen, gehören dazu. "Bewiesen ist, dass Feuchtarbeit ein Risiko für berufliche Hauterkrankungen darstellt."

Handschuhe sind im Alltag unpraktisch

Im Alltag ist für die meisten Menschen das Tragen von Handschuhen ziemlich umständlich. Aus diesem Grund wird auf andere Hygienemaßnahmen für die Hände verwiesen. Das häufige und gründliche Händewaschen mit Seife, das vom RKI empfohlen wird, kann nicht nur die Coronaviren zerstören, sondern auch die Lipide in der Haut. "Diese Lipide benötigen wir für die epidermale Barriere und für die Gesunderhaltung der Haut. Das heißt: Häufiges Händewaschen kann Handekzeme hervorrufen", so Elsner. "Tatsächlich steigt seit Beginn der Corona-Pandemie in den Praxen der Anteil derer, die mit solchen Ekzemen an den Händen einen Hautarzt aufsuchen müssen."

Da die Desinfektion der Hände genauso wirksam gegen Viren - einschließlich Corona - und Bakterien ist, wie das Waschen mit Seife, setzen Dermatologen auf diese Art der Handhygiene, denn: "Die Desinfektion mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel greift im Vergleich zum Händewaschen mit einer Seife die Haut weniger an", betont Elsner. Dazu gibt es eine Reihe von Studien. "Wir Dermatologen nutzen dieses Wissen und geben es vor allem an Klinikpersonal, Pflegende und Menschen mit Hautproblemen weiter. Wenn es keine sichtbaren Verschmutzungen an den Händen gibt, dann ist desinfizieren aus dermatologischer Sicht besser als Händewaschen", fasst Elsner zusammen. Auch in Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen ist es deshalb sinnvoll, Spender mit alkoholhaltigen Desinfektionsmitteln frei zugänglich aufzustellen.

Immer auch Pflegen

Für beides gilt aber, dass die Hände mit geeigneten Produkten gepflegt werden müssen. "In Zeiten der Corona-Pandemie sollte deshalb jeder, der unterwegs ist, ein kleines Fläschchen Desinfektionsmittel und eine Handpflegecreme dabei haben und in dieser Reihenfolge anwenden", rät der Dermatologe. So kann man die Haut virenfrei und gesund halten. Spätestens wenn man spürt, dass die Haut an den Händen spannt oder rissig wird, muss die Haut gepflegt werden.

"Dass das RKI am Anfang der Ausbreitung des Coronavirus zum Händewaschen geraten hat, lag daran, weil schnell ein Engpass an Desinfektionsmitteln, auch in Kliniken und Arztpraxen entstanden ist. Dieser ist nun längst überwunden, deshalb sollten auch Privatpersonen darauf setzen", erklärt Elsner. Wirksame Desinfektionsmittel sind in Apotheken und Drogerien zu bekommen.

Übrigens: Wer allerdings glaubt, dass es am sichersten ist, sich zuerst die Hände zu waschen und danach zu desinfizieren, der irrt. Die doppelten Maßnahmen erhöhen das Risiko, ein Hautekzem an den Händen zu bekommen. "Diese Maßnahmen plus Handschuhe wendet man an, bevor man operiert", sagt Elsner.

Quelle: ntv.de


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