Weitere Frauen in Kiel melden Belästigungen

  28 Februar 2016    Gelesen: 990
Weitere Frauen in Kiel melden Belästigungen
Nach den Übergriffen auf drei Mädchen in Kiel sichtet die Polizei Überwachungsvideos aus dem Einkaufszentrum. Laut Polizei haben sich weitere Frauen gemeldet, die angeben, belästigt worden zu sein.
Nach den Belästigungen von drei Mädchen im Kieler Einkaufszentrum "Sophienhof" hat die Polizei mit der Auswertung von Überwachungsvideos und Handy-Aufnahmen begonnen.

"Eine spezialisierte Einheit der Kriminalpolizei unterstützt die Ermittler der Polizei bei den Auswertungen", sagte ein Polizeisprecher am Samstag. Vor Montag könne nicht mit Ergebnissen gerechnet werden. Die Ermittlungen gegen weitere mutmaßliche Täter hätten zudem Vorrang.

Mehr als 20 Männer mit Migrationshintergrund sollen am Donnerstagabend drei Mädchen im Alter von 15, 16 und 17 Jahren in dem Shopping-Center massiv belästigt und verfolgt haben.

Haupttäter von der Polizei kurzzeitig festgenommen

Als mutmaßliche Haupttäter gelten nach Angaben der Polizei zwei 19 und 26 Jahre alte Asylbewerber aus Afghanistan, die die Mädchen auch mit Mobiltelefonen gefilmt und fotografiert haben sollen. Sie und zwei weitere Verdächtige waren vorläufig festgenommen worden, sind aber wieder frei.

Der Polizeisprecher bestätigte Berichte, wonach sich nach dem Vorfall weitere Frauen gemeldet und von ähnlichen Erfahrungen im "Sophienhof" berichtet hätten.

Nach der umfangreichen Berichterstattung sei dies aber auch zu erwarten gewesen. Dass sich viele nicht sofort an die Polizei wenden, sei "ganz typisch für diese Art von von Scham geprägten Delikten", sagte er.

Zunahme von Belästigungen

Schon vor den Vorfällen vom Donnerstag hatten viele Geschäftsleute des Sophienhofs von einer deutlichen Zunahme von Diebstählen und Kundenbelästigungen berichtet. Nach einem Bericht der "Kieler Nachrichten" hatte die Geschäftsführung des Einkaufszentrums bereits vor zwei Wochen den privaten Sicherheitsdienst verstärken lassen, der im "Sophienhof" arbeitet.

Eine Maßnahme, die nach Angaben des Center-Managements aber nicht auf der erst nach den Vorfällen vom Donnerstag gemeldeten Zunahme von Diebstählen und Belästigungen basiert habe, sondern generell das Sicherheitsgefühl der Menschen in dem Einkaufszentrum verbessern sollte. Ab Montag solle der Sicherheitsdienst nun noch einmal personell verstärkt werden.

An diesem Sonnabend hatte zunächst einmal die Polizei der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt ihre Präsenz vor Ort deutlich verstärkt. Etwa 20 Polizisten patrouillierten durch die in unmittelbarer Nähe des Kieler Hauptbahnhofs gelegene Ladenpassage.

"Unangenehme" Situationen in den Abendstunden

Gerade in den Abendstunden soll es in den vergangenen Wochen immer wieder unangenehme Situationen im Sophienhof gegeben haben. So berichtet die Mitarbeiterin eines Lederwarengeschäfts, dass sich fast jeden Tag verschiedene Gruppen junger Männer mit Migrationshintergrund in dem Shopping-Center versammeln und bei Kunden und Mitarbeitern ein gewisses Unsicherheitsgefühl hervorriefen.

Ein Grund für die Anziehungskraft des Einkaufszentrums auf die Migranten ist offenbar der freie W-LAN-Zugang. Auch in dessen Umfeld soll es nach dem Zeitungsbericht zahlreiche Pöbelnden und Respektlosigkeiten gegeben haben.

Die Polizei sucht weitere Zeugen des Vorfalls vom Donnerstag. Wer sich bedroht fühle, solle sofort den Polizeiruf 110 wählen.

"Falsche Rücksichtnahme ist das Gegenteil von Integration"

Innenminister Stefan Studt zeigte sich betroffen. Es sei nicht hinnehmbar, an einem öffentlichen Ort so belästigt zu werden, sagte der SPD-Politiker. Sein ganzes Mitgefühl gelte den Mädchen. Der Vorfall müsse mit aller Kraft des Rechtsstaates aufgeklärt werden. Die Polizei habe gut und richtig reagiert.

Die Vorfälle zeigten, dass sich der Rechtsstaat zu jeder Zeit die notwendige Geltung verschaffen müsse, sagte FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki. "Falsch verstandene Rücksichtnahme ist das Gegenteil von Integration und wäre das vollkommen falsche Signal sowohl in Richtung der Täter als auch in Richtung der Opfer."

mit dpa/coh

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