Corona-Infizierte klagen gegen Ischgl

  26 Auqust 2020    Gelesen: 569
Corona-Infizierte klagen gegen Ischgl

In 45 Länder wird das Coronavirus von Menschen eingeschleppt, die sich im vergangenen Winter in Ischgl aufgehalten haben. Auf den Ort rollt eine massive Klagewelle zu. Um ein erneutes Chaos im kommenden Winter zu vermeiden, verzichtet der Touristen-Hotspot auf das, was ihn beliebt macht.

Zur Rolle des beliebten österreichischen Touristenorts Ischgl bei der Verbreitung des Coronavirus zeichnen sich erste Muster-Prozesse ab. Er werde Ende September erste Klagen von Opfern auf Schadenersatz und Anerkennung von Folgeschäden beim Landgericht Wien einbringen, kündigte der österreichische Verbraucherschützer Peter Kolba an. Darunter seien auch Fälle von Deutschen, die entweder durch die Erkrankung gestorben seien oder wie im Fall eines Mannes aus dem Rheinland, nach langem Aufenthalt auf der Intensivstation mit Folgeschäden zu kämpfen hätten.

"In einzelnen Fällen geht es um 100.000 Euro", sagte Kolba. Nach seiner Darstellung haben die Verantwortlichen zu spät und nicht umfassend genug auf den Ausbruch der Corona-Krise reagiert. Von dem für seine Après-Ski-Szene bekannten Ischgl aus sei das Virus in 45 Staaten getragen worden. Mehr als 6000 Tirol-Urlauber, davon viele Deutsche, haben sich inzwischen bei Kolba als Geschädigte gemeldet. Rund 1000 Menschen haben sich laut dem Verein bereits dazu entschlossen, sich dem Strafverfahren als Privatbeteiligte anzuschließen.

Ischgl ergreift umfassende Schutzmaßnahmen

Als Indiz dafür, dass es für eine Ansteckung ausreichte, sich mit Geschäftspartnern nur auf ein Essen zu treffen, wertet Kolba den Fall eines in München lebenden Italieners, der den Ort am 12. März nur für eine berufliche Stipp-Visite besucht hatte. Am 13. März wurde das Paznauntal mit den Orten Ischgl und Galtür unter Quarantäne gestellt. Auch die teils chaotischen Umstände der Abreise der Touristen würden Teil des Verfahrens, so Kolba.

Unterdessen trifft Ischgl Maßnahmen gegen eine abermalige Virus-Verbreitung in der Wintersaison. So sollen alle Tourismus-Mitarbeiter mit einem negativen Corona-Test anreisen oder vor Ort getestet werden. Während der Saison würden den Mitarbeitern dann laufend Testmöglichkeiten angeboten. Auch den Gästen wird empfohlen, bereits beim Check-in in den Hotels ein negatives Testergebnis vorzuweisen. Ansonsten könnten sie sich vor Ort testen lassen. Darüber hinaus soll das Abwasser auf der Suche nach dem Virus analysiert werden.

Die Seilbahnkabinen sollen mittels Kaltvernebelungsgeräten desinfiziert werden. Dieselbe Methode wird auch in den Skibussen, in Sportshops, Skidepots, WCs, Aufzugskabinen und den Erste-Hilfe-Stationen angewendet. Après-Ski soll es in der bisherigen Form nicht mehr geben.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/AFP


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