Niedergeschossener Schwarzer hatte Messer im Auto

  27 Auqust 2020    Gelesen: 520
Niedergeschossener Schwarzer hatte Messer im Auto

In der Kleinstadt Kenosha herrscht Ausnahmezustand, seit ein Video öffentlich wurde, das zeigt, wie ein weißer Polizist einem Schwarzen siebenmal in den Rücken schießt. Drei Tage nach den Ereignissen veröffentlicht die Staatsanwaltschaft weitere Details zu dem Fall.

Der durch Polizeischüsse in den Rücken schwer verletzte Afroamerikaner Jacob Blake hatte nach Angaben der Justiz ein Messer in seinem Auto. Ermittler hätten es auf der Fahrerseite auf dem Boden gefunden, sagte der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaates Wisconsin, Josh Kaul. Auch Blake selbst habe den Polizisten zuvor "an einem bestimmten Punkt" gesagt, dass er ein Messer habe, sagte Kaul. Eine weitere Waffe sei in dem Fahrzeug nicht gefunden worden.

Der 29-jährige Familienvater war am Sonntag in der Stadt Kenosha von einem Polizisten aus nächster Nähe mit Schüssen in den Rücken schwer verletzt worden. Der Fall sorgte für Empörung und Proteste in den USA, nachdem ein Video des Polizeieinsatzes veröffentlicht worden war. Darauf ist zu sehen, wie Blake sich zunächst um sein Auto bewegt, während zwei Polizisten ihm mit gezogenen Waffen folgen. Eine davon ist direkt auf seinen Rücken gerichtet. Blake öffnet die Fahrertür und beugt sich hinein, unmittelbar danach fallen sieben Schüsse. In dem Auto befanden sich die Kinder Blakes im Alter von drei, fünf und acht Jahren.

Die Hintergründe des Vorfalls waren zunächst unklar. Generalstaatsanwalt Kaul erklärte nun, eine Frau habe die Polizei am Sonntag alarmiert und berichtet, dass sich ihr Freund gegen ihren Willen auf ihrem Grundstück aufhalte. Die eintreffenden Beamten hätten Blake vor Ort festnehmen wollen und vergeblich versucht, ihn mit einem Elektroschocker zu betäuben. Blake sei um das Auto herumgegangen, habe die Fahrertür geöffnet und sich nach vorne gebeugt. Ein Polizist habe ihn daraufhin am T-Shirt gepackt und ihm sieben Mal mit seiner Dienstwaffe in den Rücken geschossen, sagte Kaul. "Kein anderer Beamter hat seine Waffe abgefeuert." Der Beamte, der die Schüsse abgab, ist demnach seit sieben Jahren Polizist in Kenosha.

Die Anwälte von Blakes Familie gaben an, er habe einen Streit zwischen zwei Frauen schlichten wollen. Wegen der schweren Verletzungen ist der Familie zufolge unklar, ob der 29-Jährige jemals wieder wird laufen können.

Die Polizeischüsse auf Blake haben drei Monate nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis die Empörung über Polizeigewalt gegen Afroamerikaner erneut angeheizt. Seit Tagen wird die Stadt Kenosha von teils gewaltsamen Protesten erschüttert. Am Rande der Proteste wurden am Dienstagabend zwei Menschen mutmaßlich mit einem Sturmgewehr erschossen, als Tatverdächtiger wurde ein 17-Jähriger festgenommen. Wie die "New York Times" berichtet, geht die Polizei dem Verdacht nach, dass die tödlichen Schüsse ihren Ursprung in einem Streit zwischen Protest-Teilnehmern und einer bewaffneten Gruppe hatten, die eine Tankstelle bewachten.

US-Präsident Donald Trump kündigte daraufhin die Entsendung von Bundespolizisten und zusätzlichen Nationalgardisten nach Kenosha an. "Wir werden Plünderungen, Brandstiftung, Gewalt und Gesetzlosigkeit auf amerikanischen Straßen nicht hinnehmen", schrieb Trump auf Twitter. "Gesetz und Ordnung" sollten wiederhergestellt werden. Es war seine erste Reaktion seit den Schüssen auf Blake.

Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa


Tags:


Newsticker