Feuer im Amazonas-Regenwald wüten weiter

  05 September 2020    Gelesen: 859
Feuer im Amazonas-Regenwald wüten weiter

Tausend registrierte Brände allein in den letzten Tagen: Trotz des Verbots von Brandrodungen setzt sich der Raubbau an Brasiliens Regenwald fort. Auch in anderen Ländern im Amazonasbecken herrscht Alarmstimmung.

Trotz eines Verbots von Brandrodungen und eines massiven Militäreinsatzes steht der Regenwald im Amazonasgebiet weiter in Flammen. Allein in den ersten Septembertagen wurden im brasilianischen Amazonasgebiet rund 1000 Feuer registriert, wie aus den Daten des Weltrauminstituts Inpe hervorgeht. Im August waren es fast 30.000 Brände gewesen. Am Samstag begeht Brasilien den Tag des Amazonas und erinnert damit an die Gründung der Provinz Amazonas durch Prinz Pedro II. im Jahr 1850. Es ist kein Tag zu feiern.

"Brandrodungen sind zwar derzeit offiziell verboten, doch es geht ungebremst weiter. Die Umweltbehörden wurden entmachtet, Polizeibehörden kontrollieren kaum und Verstöße haben keine Konsequenzen", sagt Juliana Miyazaki von der Gesellschaft für bedrohte Völker. "Auslöser der Waldbrände sind meist illegale Rodungen. Es wird entwaldet, das Holz trocknet, dann wird Feuer gelegt. So werden neue Flächen für wirtschaftliche Aktivitäten wie das Agrobusiness frei."

Mitte Juli hatte die brasilianische Regierung das Abbrennen von Flächen im Amazonasgebiet eigentlich für 120 Tage untersagt. Zur Überwachung des Verbots wurden Soldaten in die Region geschickt. Dass der rechte Präsident Jair Bolsonaro die Abholzung und Brandrodung allerdings tatsächlich eindämmen will, darf bezweifelt werden. Der Ex-Militär hat immer wieder betont, die Region künftig noch stärker wirtschaftlich nutzen zu wollen.

An der starren Haltung in Brasilien könnte sogar die größte Freihandelszone der Welt zwischen der EU und dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur scheitern. Angesichts der anhaltenden Abholzung des Regenwaldes sei die Unterzeichnung des Abkommens derzeit kein gutes Signal, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zuletzt. In Frankreich, Irland und Österreich wird der Vertrag ohnehin kritisch gesehen.

Auch in anderen Ländern im Amazonasbecken herrscht Alarmstimmung: In Kolumbien würden bewaffnete Gruppen die Wildhüter aus den Schutzgebieten vertreiben, berichtete die Umweltschutzorganisation WWF. "Illegaler Holzhandel, Bergbau und Landraub sind attraktive Möglichkeiten für diese kriminellen Organisationen, sich zu finanzieren", sagte die Kolumbien-Expertin beim WWF, Julia Gorricho. "Darunter leiden wird nicht nur die Natur, sondern auch die Menschen vor Ort, insbesondere Indigene." Die Entwaldung in Kolumbien stieg in den ersten vier Monaten des Jahres um rund ein Drittel im Vergleich zum gleichen Zeitraum in 2019.

spiegel


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