Spanien geht vor dem Virus in die Knie

  11 September 2020    Gelesen: 807
Spanien geht vor dem Virus in die Knie

Der spanische Sommer verfinstert sich weiter: Statt ans Meer geht Mallorca in den Lockdown, in Madrid treten die Ärzte wegen Virus-Überlastung in den Streik. Allein an einem Tag verzeichnet das Land mehr als 10.000 Neuinfektionen, fast alle Regionen kämpfen mit Infektionsherden.

Wegen einer Corona-Überlastung wollen die Ärzte in Madrid die Arbeit niederlegen. Die größte Mediziner-Gewerkschaft der Region um die spanische Hauptstadt hat zu einem "unbefristeten und kompletten" Streik ab dem 28. September aufgerufen. Der Ausstand sei bereits für die Arbeiter des Bereichs der medizinischen Grundversorgung angemeldet worden, weitere Sektoren würden sich aber in den kommenden Wochen anschließen, hieß es. Schon seit Jahren leide man an einem Mangel an personellen und wirtschaftlichen Ressourcen, beklagte die Gewerkschaft in einer am Abend veröffentlichten Mitteilung.

"Die Pandemie hat in den vergangenen Monaten aber zu einer für uns inakzeptablen Verschlimmerung der Lage geführt." Die Madrider Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso sei der mehrfach geäußerten Bitte um ein Treffen zur Besprechung der Probleme nicht nachgekommen. Madrid war im Frühjahr von der Pandemie im Corona-Hotspot Spanien besonders schwer getroffen worden - und ist jetzt wieder die von den Neuausbrüchen am stärksten betroffene Region des Landes.

Anzeichen für eine Trendwende in der Infektionsdynamik sind in Spanien weiterhin nicht zu erkennen. Die Zahl der Neuinfektionen steigt zuletzt sogar deutlich stärker an als in der Vorwoche. Im Lauf des Donnerstags verzeichneten die spanischen Behörden 10.764 neue Coronavirus-Fälle. Die Gesamtzahl der seit Beginn der Pandemie erfassten Infektionsfälle klettert damit auf 554.143. Insgesamt 29.699 Menschen sind in Spanien im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Ansteckung bereits gestorben. Regionale Infektionsherde gibt es in fast allen Landesteilen. Besonders stark betroffen sind Aragón, Kantabrien, Kastilien und Léon, La Rioja, Navarra, die Exklave Melilla und die Hauptstadtregion Madrid. Steigende Fallzahlen berichten die Behörden auch auf den kanarischen Inseln mit Schwerpunkten auf Gran Canaria und Lanzarote. Auf Mallorca ist insbesondere Palma de Mallorca betroffen.

23.000 Menschen in Mallorca müssen in den Lockdown

Wegen gestiegener Infektionszahlen riegeln die mallorquinischen Behörden Teile der Inselhauptstadt Palma de Mallorca ab. Der Lockdown trete am Freitag um 22 Uhr in Kraft und gelte mindestens zwei Wochen lang, teilte die Regionalregierung der spanischen Insel mit. Von den Ausgangsbeschränkungen in dem beliebten Urlaubsort sind knapp 23.000 der insgesamt 416.000 Einwohner von Palma betroffen.

Die Regelung gilt für vier Stadtviertel außerhalb des historischen Zentrums. Die Menschen dürfen ihre Viertel nur noch verlassen, um zur Arbeit, zur Schule oder zum Arzt zu gehen. Innerhalb des abgeriegelten Bereichs dürfen sie sich frei bewegen, allerdings appellierten die Behörden an die Bewohner, ihre Häuser und Wohnungen nur aus zwingenden Gründen zu verlassen.

Turnhallen und Parks müssen schließen. Bars, Restaurants und Cafés dürfen nur die Hälfte ihrer üblichen Plätze anbieten und müssen um 22 Uhr ebenfalls dichtmachen. Versammlungen werden auf fünf Teilnehmer beschränkt. Anfang September war die Zahl der Infektionen in den vier dicht besiedelten Vierteln auf 496 pro 100.000 Einwohner gestiegen - fast das Dreifache der Zahl für die gesamte Insel Mallorca.

Quelle: ntv.de, mau/dpa


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