Nach dem Corona-Schock zum Jahresanfang setzt sich der Aufwärtstrend der chinesischen Wirtschaft fort: Mit der Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen entwickelten sich im August gleich zwei wichtige Konjunkturindikatoren besser als erwartet. Die Produktion in der Industrie sei im August im Vergleich zum Vorjahr um 5,6 Prozent gestiegen, teilte das Statistikamt in Peking mit. Dies ist der stärkste Anstieg in diesem Jahr. Von der Finanznachrichtenagentur Bloomberg befragte Volkswirte hatten mit einem geringeren Plus gerechnet.
Der Einzelhandelsumsatz legte im August im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Prozent zu, nachdem er im Juli noch um 1,1 Prozent gefallen war. Es war das erste Mal seit dem Corona-Einbruch, dass der Umsatz im Einzelhandel zulegte. Experten hatten mit einer Stagnation gerechnet. Auch die Investitionen in Sachanlagen entwickelten sich besser als gedacht. Sie gingen zwar bis Ende August noch um 0,3 Prozent zurück, damit besserte sich die Lage im Vergleich zum Juli aber deutlich. Zwischen Januar und Juli hatte der Rückgang 1,6 Prozent betragen. Auch bei diesem Indikator wurden die Erwartungen übertroffen.
Im Dezember waren die ersten Infektionen mit dem Coronavirus in China entdeckt worden. Die Behörden dämmten die Pandemie mit strikten Maßnahmen ein. Nach offizieller Darstellung gibt es heute kaum noch neue Infektionen, so dass sich das Leben und die Wirtschaftstätigkeiten wieder normalisieren. Zuletzt hatte auch der robuste Außenhandel in China die Erwartungen übertroffen. Die Exporte der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt waren im August bereits wieder um fast zehn Prozent gestiegen.
Wachstum noch immer zart
Wegen der Corona-Pandemie hatte China im ersten Quartal einen historischen Einbruch erlebt. Zum ersten Mal seit Beginn der offiziellen Aufzeichnungen im Jahr 1992 hatte das Land einen Rückgang der Wirtschaftsleistung verzeichnet - und zwar um 6,8 Prozent. Bereits im zweiten Quartal meldete das Statistikamt jedoch wieder einen Zuwachs um 3,2 Prozent, was für chinesische Verhältnisse noch immer ein zartes Wachstum ist. Im vergangenen Jahr war die Wirtschaft des bevölkerungsreichsten Landes um 6,1 Prozent gewachsen.
Trotz des spürbaren Aufschwungs bleiben die Aussichten durchwachsen. Experten nennen die Ungewissheiten durch den Streit zwischen den USA und China im Handel und im Technologiesektor sowie einen möglichen weiteren Rückgang der Weltwirtschaftsleistung als Gründe. Ausgeschlossen ist auch nicht, dass China im Herbst, wenn sich das Wetter abkühlt, erneut mit einem Corona-Ausbruch zu kämpfen hat.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa
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