Orban steht wegen seiner Flüchtlingspolitik seit Monaten in der Kritik. Er ist einer der entscheidenden Gegenspieler von Kanzlerin Angela Merkel bei der Suche nach einer europäischen Lösung der Flüchtlingskrise und einer gerechten Verteilung von Flüchtlingen in Europa.
Der rechtskonservative Ministerpräsident Orban verweigert sich entschieden dem Bemühen der Kanzlerin. Erst vor kurzem hat er angekündigt, die ungarischen Bürger über die von der EU beschlossenen Quoten zur Verteilung von 160.000 Flüchtlingen abstimmen lassen.
Heftige Kritik am Treffen Seehofers mit Orban kam von Vizekanzler Sigmar Gabriel. "Orban nutzt es aus, dass die eigene Parteifamilie der deutschen Kanzlerin jeden Tag in den Rücken fällt, denn Merkels Verhandlungsposition wird dadurch immer schwächer", sagte der SPD-Vorsitzende der "Stuttgarter Zeitung" "Die Situation ist paradox: Nur die SPD garantiert derzeit die Handlungsfähigkeit von Frau Merkel."
Seehofer "fällt Merkel in den Rücken"
Seehofer reise ohne politisches Mandat nach Budapest, kritisierte auch der bayerische SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher. "Er übt sich weiter in einer Nebenaußenpolitik und fällt der CDU-Chefin damit in den Rücken." Und dann reise der CSU-Ministerpräsident auch noch zum "europäischen Botschafter der Unmenschlichkeit".
Seehofers Reise nach Budapest ist quasi ein Gegenbesuch: Im vergangenen Herbst war Orban auf der CSU-Fraktionsklausur im Kloster Banz zu Gast und dort äußerst wohlwollend und freundschaftlich empfangen worden. Inmitten der beginnenden Flüchtlingskrise demonstrierten Seehofer und Orban Einigkeit - auch gegen Merkel. Orban, der Ungarns Grenze mit einem Zaun abriegeln ließ, bezeichnete sich gar als ein "Grenzschutzkapitän" Bayerns.
Kritik an seinen Auslandsreisen - ob zu Putin oder zu Orban - lässt Seehofer nicht gelten. Vor kurzem erst hatte er derlei Wortmeldungen der Opposition als "Micky-Maus-Parade" verspottet. Er argumentiert, dass jeder Dialog besser sei als nicht miteinander zu reden.
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