Die Medien berufen sich auf ein Schreiben der ASN an den Leiter des Kraftwerks nahe der Grenze zu Baden-Württemberg wenige Tage nach dem Zwischenfall. Demnach seien die Steuerstäbe im Reaktorblock zeitweise nicht manövrierbar gewesen. Ein Krisenstab habe entschieden, den Reaktor durch Einleitung von Bor ins Kühlwasser notfallmäßig herunterzufahren.
Die Medien zitieren den Reaktorexperten Manfred Mertins, demzufolge es eine vergleichbare Situation in Westeuropa bislang noch nicht gegeben habe. Mertins war Sachverständiger bei Reaktor- und Anlagensicherheit, GRS, die im Auftrag der Bundesregierung die Sicherheit von Atomkraftwerken beurteilt.
"Es gibt eine Information, dass für etwa drei Minuten die Temperatur im Reaktorkern aus dem Ruder gelaufen ist. Das ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass man keine Informationen mehr über die Regelung im Kern hatte." Die Mannschaft habe in diesem Moment den Reaktor quasi blind gefahren, sagt Mertins.
Die Atomaufsicht hatte damals in einer Pressemitteilung erklärt, dass der Wassereinbruch in Schaltkästen im nicht-nuklearen Teil der Anlage eines der zwei separaten Elektroniksysteme für die Notabschaltung beschädigt habe. Sie betonte jedoch, dass das zweite weiterhin funktionierte und damit das Funktionieren stets sichergestellt gewesen sei. Auf eine Anfrage am Donnerstagabend reagierte die Behörde zunächst nicht.
Fessenheim im Elsass ist das älteste Atomkraftwerk Frankreichs. Atomkraftgegner fordern schon lange, es so schnell wie möglich zu schließen. "Ein Betreiber, der wie ein Hasardeur agiert, eine Aufsicht, die beide Augen zudrückt, und ein AKW, das aus dem letzten Loch pfeift. Das ist nicht hinnehmbar", sagte die Grünen-Vositzende Simone Peter dem WDR. "Das ist eine akute Gefährdung für die Bevölkerung auch in Deutschland. Dieser Schrottreaktor gehört abgeschaltet."
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