Deutsche Industrie warnt eindringlich vor zweitem Lockdown

  23 Oktober 2020    Gelesen: 479
Deutsche Industrie warnt eindringlich vor zweitem Lockdown

Trotz stark steigender Corona-Zahlen verlangt die deutsche Industrie "eine besonnene Herbststrategie". Eine erneute Unterbrechung der Lieferketten wäre "für die Exportnation Deutschland fatal".

Die deutsche Industrie warnt eindringlich vor einem erneuten Herunterfahren der Wirtschaft in der zweiten Corona-Welle. Trotz der sprunghaft gestiegenen Coronavirus-Infektionszahlen appelliert der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), von einem erneuten generellen Herunterfahren der deutschen Wirtschaft wenn möglich abzusehen.

"Ein zweiter Lockdown wäre existenzgefährdend für zahlreiche Unternehmen in Deutschland", sagte BDI-Präsident Dieter Kempf den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er forderte die Bundesregierung auf, "eine besonnene Herbststrategie" gegen die Pandemie "mit einem klugen Mix aus passgenauen Maßnahmen von Bund und Ländern" vorzulegen.

BDI: Bürger können eigene Arbeitsplätze durch Disziplin sichern
Kempf mahnte die Bürger zu Eigenverantwortung: Sie könnten mit diszipliniertem Verhalten vermeiden, öffentliches Leben und wirtschaftliche Aktivität zu gefährden. Auf diese Weise könnten die Bürger auch für den Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes sorgen, sagte der BDI-Präsident.

Priorität müsse dabei die örtliche Verantwortung für die Eindämmungsmaßnahmen haben, forderte Kempf. Oberstes Ziel für die Bundesregierung und die Regierungen der Bundesländer müsse bleiben, "Lockdowns zu verhindern, selbst wenn sie zeitlich befristet stattfinden sollten".

Um die Folgen des ersten Corona-Knicks einzudämmen, hatte die schwarz-rote Koalition bereits ein milliardenschweres Konjunkturpaket und umfassende Wirtschaftshilfen aufgelegt. Doch die Industrie konnte sich nicht überall durchsetzen: Die vor allem von der Autobranche geforderte Kaufprämie auch für moderne Verbrenner scheiterte am Widerstand der SPD.

Der Industriepräsident nannte es angesichts der nun diskutierten abermaligen Einschränkungen unnötig, "große Teile der Bevölkerung pauschal unter Quarantäne zu setzen". Stattdessen forderte er eine differenziertere Teststrategie und eine engmaschigere Nachverfolgung der Infektionsketten.

Mit umfassenden Schutzvorschriften könne ein komplettes Herunterfahren der Industrie vermieden und der grenzüberschreitende Waren- und Personenverkehr in Europa trotz steigender Infektionszahlen aufrechterhalten werden, sagte der BDI-Chef. Eine erneute Unterbrechung der Lieferketten wie im Frühjahr wäre nach seinen Worten "für die Exportnation Deutschland fatal".

Besonders das inzwischen wieder kräftig angezogene Chinageschäft hat viele deutsche Produzenten bisher vor noch größeren Einbrüchen bewahrt. Zugleich belastet aber der in zahlreichen Bereichen anhaltende Strukturwandel - in der Autobranche etwa der Umstieg auf E-Mobilität - die Industrie zusätzlich.

spiegel


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