Chronik eines Wirbelsturms

  02 November 2020    Gelesen: 645
Chronik eines Wirbelsturms

Die USA stehen vor einer Rekord-Hurrikan-Saison. Sturm "Zeta" fegte gerade erst über die Südstaaten. Ihm könnten weitere folgen.

Zum fünften Mal dieses Jahr ist Louisiana im Ausnahmezustand. Denn 2020 ist hier, an der Südküste der USA, schon fünf Mal ein Hurrikan angelandet. Auf Englisch heißt dieser Moment des Aufeinandertreffens "landfall". Das klingt fast elegant, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hurrikans Tod und Zerstörung bringen.

"Zeta", so der Name des aktuellen Sturms, bringt es auf Spitzenwindgeschwindigkeiten von bis zu 175 Kilometern pro Stunde. Damit rutscht er in der fünfstufigen Hurrikan-Skala zwar nur in die zweite Kategorie. Aber das reichte, um in den Bundesstaaten Louisiana, Alabama und Mississippi den Notstand auszulösen.

Am vergangenen Mittwoch befand sich das Zentrum von "Zeta" noch etwa 255 Kilometer südsüdwestlich von New Orleans, berichtete das National Hurricane Center (NHC). Noch am Morgen hatte der Erdbeobachtungssatellit "Terra" der Nasa das Bild oben aufgenommen. Auch Kameras auf der Internationalen Raumstation ISS machten Videoaufnahmen des Sturms.

Für Teile Louisianas bis zur Grenze zwischen Mississippi und Alabama wurde eine Hurrikan-Warnung herausgegeben. Für die Mündungsregion des Flusses Atchafalaya in Louisiana bis in die Pensacola Bay im nordwestlichen Teil von Florida sowie für verschiedene Seen gab es eine Sturmflutwarnung. Bis zu drei Meter hoch könnten die Wassermassen werden, hieß es.

Dann ging alles ganz schnell: Innerhalb weniger Stunden, am frühen Abend des 28. Oktober, erreichte "Zeta" die Küste in der Nähe von New Orleans und zog über das Land. Häuser wurden zerstört, viele Menschen waren ohne Strom. Mindestens sechs Personen starben. Zuvor hatte "Zeta" die mexikanische Halbinsel Yucatan verwüstet. Dort war zum dritten Mal in einem Monat ein Tropensturm gelandet. Immerhin wurden diesmal keine Todesfälle oder Schwerverletzte gemeldet.

Meterologen stehen vor Rekord-Saison
Dieses Jahr erleben die USA eine außergewöhnliche Hurrikan-Saison. Bereits zum elften Mal trifft ein namentlich benannter Sturm auf das Festland der Vereinigten Staaten - ein Rekord. Im Jahr 1916 erreichten neun Stürme US-amerikanischen Boden, so der Meteorologe Jeff Masters. Und auch der Zeitpunkt von "Zetas" Erscheinen in der fortgeschrittenen Hurrikan-Saison ist ungewöhnlich. Erst zum sechsten Mal in 170 Jahren landete ein Hurrikan nach dem 28. Oktober.

"Zeta" ist der insgesamt 27. große Sturm der Saison. Der Rekord liegt bei 28 namentlich genannten Stürmen, die 2005 verzeichnet wurden. Und die Saison ist noch nicht vorbei: Sie beginnt Anfang Juni und endet erst am 30. November. Derart massiv fällt die Sturmsaison aus, dass längst alle von Meteorologen auf einer Liste vorher festgelegten Namen aufgebraucht sind - sie hatte 21 Einträge. Die neuen Stürme werden nun nach dem griechischen Alphabet benannt: Der subtropische Sturm "Alpha" hatte am 19. September auf einem sehr ungewöhnlichen Kurs das portugiesische Festland erreicht. Die nächsten beiden Stürme nach "Zeta" trügen die Namen "Eta" und "Theta".

In diesem Jahr sorgten überdurchschnittlich warme Wassermassen im nördlichen Atlantik und im Golf von Mexiko für gefährlich gutes Hurrikanwetter. Prognosen waren bereits davon ausgegangen, dass es daher überdurchschnittlich viele Stürme gibt.

Immerhin ist "Zeta" weiter nach Osten auf den Atlantik gezogen und hat sich abgeschwächt. Der Hurrikan wurde inzwischen zum Tropensturm heruntergestuft.

spiegel


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