Vereinigte Arabische Emirate nehmen Macron in Schutz

  02 November 2020    Gelesen: 656
  Vereinigte Arabische Emirate nehmen Macron in Schutz

Weil Frankreichs Staatspräsident Macron Mohammed-Karikaturen und die Meinungsfreiheit verteidigte, gibt es heftige Kritik aus islamisch geprägten Ländern. Doch Macron bekommt auch Unterstützung.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben im Konflikt um Meinungsfreiheit und Islamismus den französischen Staatschef Emmanuel Macron in Schutz genommen. "Als Muslim fühle ich mich beleidigt durch bestimmte Karikaturen", sagt der Staatsminister für Auswärtiges, Anwar Gargasch, der "Welt". "Aber als denkender Mensch sehe ich die Politik, die rund um dieses Thema betrieben wird."

Gargasch kritisierte den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Dieser manipuliere das Thema, denn er wolle der Anführer des sunnitischen Islams werden. "In Wahrheit ist das ein politisches Projekt, kein theologisches", sagte Gargasch. Die sunnitischen VAE, die jüngst mit Israel diplomatische Beziehungen aufnahmen, haben in der Region nicht zuletzt wegen ihres Ölreichtums erheblichen Einfluss – und sehen in Erdoğan offenbar einen Konkurrenten.

Der türkische Präsident verbreite "die Ideologie der Muslimbrüder" und wolle das Osmanische Reich wieder errichten, sagte Gargasch. "Wie Iran betreibt er eine imperialistische Politik, und das ist eine der Hauptgefahren in der Region." Er verwies dabei auf die türkischen Militärinterventionen im Irak, in Syrien und in Libyen. "Und überall expandiert die Türkei zulasten der Araber", sagte er.

Gargasch verteidigte Macron. "Man sollte sich anhören, was Macron in seiner Rede wirklich gesagt hat", sagte er. "Er will nicht, dass Muslime im Westen gettoisiert werden, und damit hat er recht." Frankreich habe das Recht, nach Wegen zu suchen, um Muslime zu integrieren und Militanz zu bekämpfen, sagte er.

Proteste in islamisch geprägten Ländern
In der Türkei und anderen islamisch geprägten Ländern hatte Macron Empörung ausgelöst, weil er bekräftigte, dass religionskritische Karikaturen von der Meinungsfreiheit gedeckt seien. Anlass war die Ermordung eines französischen Lehrers gewesen, der im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte und danach von einem mutmaßlichen Islamisten enthauptet worden war.

In Bangladesch protestierten laut Polizeiberichten mindestens 50.000 auf den Straßen der Hauptstadt Dhaka, um gegen die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in Frankreich zu protestieren. Die Teilnehmer forderten unter anderem den Boykott französischer Waren.

Einige Demonstranten verbrannten eine Puppe, die Macron darstellte. Zu dem Protest aufgerufen hatte die islamistische Gruppierung Hefasat-i-Islami. Nach Angaben der Polizei konnten die Menschen davon abgehalten werden, sich der französischen Botschaft zu nähern. Die Organisatoren der Demonstration sprachen von mehr als 100.000 Teilnehmern.

spiegel


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