Pfarrer tritt nach Morddrohungen zurück

  07 März 2016    Gelesen: 793
Pfarrer tritt nach Morddrohungen zurück
Eine CSU-Ortsvorsitzende und ihr Vize fallen mit fremdenfeindlichen Äußerungen auf. Der katholische Gemeindepfarrer, ein gebürtiger Kongolese, tritt dagegen an. Doch er erhält Morddrohungen - und zieht nun Konsequenzen.
Nach mehreren Morddrohungen gegen ihn tritt der katholische Pfarrer der oberbayerischen Gemeinde Zorneding im Landkreis Ebersberg, Olivier Ndjimbi-Tshiende, zurück. Am 1. April werde der Geistliche eine neue Stelle im Bistum antreten, sagte der Sprecher des Erzbistums München und Freising, Bernhard Kellner. Er bestätigte damit entsprechende Medienberichte.

Der 66 Jahre alte gebürtige Kongolese Ndjimbi-Tshiende hatte in den vergangenen Monaten fünf Morddrohungen erhalten, da er sich klar gegen fremdenfeindliche und rassistische Äußerungen der ehemaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher positioniert hatte. Nach Angaben der "Ebersberger Zeitung" handelte es sich um schriftliche und mündliche Drohungen.

Das Erzbistum nahm das Rücktrittsgesuch des Pfarrers an, wie Kellner sagte. "Wir bedauern das sehr und stehen an seiner Seite." Am Sonntag informierte der Pfarrer die Gemeindemitglieder im Gottesdienst über seinen Weggang. Als Grund nannte er auch "Erfahrungen der letzten Zeit". Er hatte die Pfarrei Sankt Martin 2012 übernommen. Wie die Seite "Merkur.de" berichtete, forderte der Pfarrgemeinderat die CSU zudem auf, die Zornedinger Kirchtürme nicht mehr im Logo des Parteiblatts zu verwenden.

Die ehemalige CSU-Vorsitzende Boher hatte im örtlichen Partei-Mitteilungsblatt "Zorneding Report" geschrieben, Bayern werde von Flüchtlingen regelrecht überrannt. Es handele sich um eine Invasion. Migranten aus dem afrikanischen Eritrea nannte sie Militärdienstflüchtlinge.

Der Pfarrgemeinderat missbilligte die Äußerungen Bohers auf das Schärfste. CSU-Vize Johann Haindl bezeichnete Ndjimbi-Tshiende daraufhin als "unseren Neger". Nach massiver Kritik traten Boher und Haindl schließlich im November vergangenen Jahres von ihren Ämtern zurück. Haindl legte auch sein Gemeinderatsmandat nieder. Boher ist nach wie vor im Gemeinderat vertreten.

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