Was geschah im Weinberg des Herrn?

  07 März 2016    Gelesen: 366
Was geschah im Weinberg des Herrn?
Im Benediktinerkloster Neresheim werden vier Millionen Euro auf geheimen Konten entdeckt. Der Einzige, der das Rätsel lösen kann, ist tot. Einen unchristlichen Verdacht und zwei Jahre später geht das Gezerre um den Millionenfund in die nächste Runde.
Erst tauchen in einem alten Sekretär bei den Benediktiner-Brüdern im baden-württembergischen Neresheim urplötzlich vier Millionen Euro auf, deren Herkunft keiner kennt. Dann erheben die Mönche gar keinen Anspruch auf das Geld und nähren damit einen unchristlichen Verdacht. Half das Kloster auf der Ostalb bei der Geldwäsche eines dubiosen Anwalts?

Die Geschichte beginnt am 24. April 2013. An jenem Tag stirbt Abt Norbert Stoffels - seit 1977 Klostervorsteher, Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse und der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg - im Alter von 77 Jahren. Mehr als 33 Jahre hatte er an der Spitze des Klosters Neresheim gestanden. Als sich seine Brüder um den Nachlass kümmern, stoßen sie in einem alten Sekretär auf Unterlagen von zwei auf den Namen des Klosters laufenden Konten. Drei Millionen Euro liegen auf einem Konto in Aalen, eine Million auf einem in Krefeld.

Woher der enorme Geldfund stammt, davon will im Kloster niemand etwas wissen. "Mit solchen Summen hantieren wir im Kloster gewöhnlich nicht", erklärt der neue Klosterchef, Pater Albert Knebel. Das Geld sei weder in der Buchführung des Klosters berücksichtigt, "noch war es der Kloster-Verwaltung, meinen Mitbrüdern oder mir bekannt."

Geldwäsche im Namen des Herrn?

Erste Spuren des Rätsels um die geheimen Kloster-Millionen führten kurz nach der Entdeckung der Konten nach Nordrhein-Westfalen. Ein in Krefeld ansässiger Anwalt behauptete, Teile des Geldes gehörten ihm. Die Millionen seien Bestandteil eines raffinierten Steuersparmodells, das unter dem Namen "Weinberg" bekannt ist und Geldgeber aus dem gesamten Bundesgebiet habe. Seine Forderung auf Herausgabe des Geldes wiesen jedoch mehrere Gerichte ab. Er habe keinen Titel, also keinen Anspruch auf das Geld. Auch das vorgegebene Modell sei inzwischen von Richtern als "nicht schlüssig" bezeichnet worden.

Nun geht das Gezerre um den rätselhaften Millionenfund in die nächste Runde. Vor dem Oberlandesgericht Stuttgart beanspruchen drei Kläger Teile der vier Millionen Euro. Das Landgericht Ellwangen hatte ihre Klagen zuvor abgewiesen, weil sie ihre Ansprüche nicht nachweisen konnten. Diese Urteile wollen sie jetzt überprüfen lassen.

Die Benediktiner-Mönche, die das Geld bestens gebrauchen könnten, haben das Geld bislang noch nicht angerührt. Sie wollen es erst freigeben, wenn über alle möglichen Ansprüche entschieden ist.

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