Australische Armee entschuldigt sich für mutmaßliche Kriegsverbrechen

  19 November 2020    Gelesen: 354
Australische Armee entschuldigt sich für mutmaßliche Kriegsverbrechen

Es geht um mindestens 39 Opfer: Mitglieder einer australischen Spezialeinheit sollen in Afghanistan Zivilisten getötet habe. Nun reagiert die Führung der Streitkräfte.

Mehr als 330 Zeugen wurden angehört, in mindestens 55 Fällen Ermittlungen aufgenommen. Das vorläufige Ergebnis sorgt nicht nur in Australien für Entsetzen. Die Armee des Landes hat mutmaßliche Kriegsverbrechen australischer Soldaten in Afghanistan eingeräumt.

Die mehrjährige Untersuchung habe glaubwürdige Beweise dafür geliefert, dass Angehörige einer australischen Eliteeinheit mindestens 39 afghanische Zivilisten und Nichtkombattanten getötet hätten, sagte der oberste General des Landes, Angus Campbell, am Donnerstag.

»Im Namen der australischen Streitkräfte entschuldige ich mich aufrichtig und uneingeschränkt bei der afghanischen Bevölkerung für jedes Fehlverhalten«, so Campbell. Er sprach sich für eine strafrechtliche Verfolgung der verdächtigen Soldaten wegen Kriegsverbrechen aus.

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatte Australien mehr als 26.000 Soldaten nach Afghanistan entsandt, um unter anderem an der Seite der US-Armee gegen islamistische Milizen wie die Taliban und Al-Qaida zu kämpfen.

Sogar von der Tötung eines Kindes ist die Rede
2013 zog Australien die Truppen aus dem Land ab. Seither wurden immer wieder schwere Anschuldigungen gegen australische Elite-Soldaten laut. Unter anderem wurde australischen Truppenangehörigen vorgeworfen, einen Sechsjährigen bei einer Hausdurchsuchung getötet zu haben.

Vor einer Woche hatte Australiens Regierungschef Scott Morrison einen Sonderstaatsanwalt ernannt, um eine strafrechtliche Verfolgung von Armeeangehörigen zu ermöglichen.

Kritiker hatten der Regierung zuvor vorgeworfen, Berichte von Whistleblowern über mutmaßliches Fehlverhalten australischer Soldaten in Afghanistan zu unterdrücken. Zeitweise hatte die Polizei gegen Reporter des Fernsehsenders ABC ermittelt, der 2017 in den »Afghanistan-Akten« erstmals über die mutmaßlichen Kriegsverbrechen berichtet hatte.

spiegel


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