Die „Stuttgarter Zeitung“ hat kürzlich dem Alltag von Muslimen in der Bundeswehr eine längere Reportage gewidmet. Sie schildert Eindrücke vom täglichen Leben muslimischer Soldaten aus Baden-Württemberg, aber im Grunde illustriert sie, dass die zunehmend multireligiöse Note in der Bundeswehr die Truppe vor keine nennenswerten Schwierigkeiten stellt und sogar in vielen Bereichen eine Vorbildwirkung zu entfalten vermag. Die Bundeswehr, so berichten alle von der „Stuttgarter Zeitung“ befragten muslimischen Soldaten, hätte sich sehr gut auf die multireligiöse Basisverbreiterung eingestellt. Die Integration gehe innerhalb der Truppe schnell und problemlos vonstatten, die Situation sei eine viel bessere, als in weiten Teilen der muslimischen Community selbst angenommen würde. Zwar gebe es an manchen Orten auch rassistische Vorfälle, aber dort, wo diese ruchbar würden, würden sie rigoros geahndet.
Muslimische Soldaten genießen demnach innerhalb der Truppe umfassende Gleichberechtigung, respektvollen Umgang und ihre Leistungen würden anerkannt – nicht selten in noch höherem Maße als im zivilen Leben. Deshalb bedauern es muslimische Soldaten in der Bundeswehr, dass es immer noch erhebliche Vorbehalte innerhalb der Einwanderercommunity gegenüber der Truppe und dem Gedanken an eine Karriere innerhalb derselben gebe. „Muslime haben größere Vorurteile gegenüber der Bundeswehr als die Bundeswehr gegenüber Muslimen“, erklärte der Berufssoldat Arif Ünal gegenüber der „Stuttgarter Zeitung“. Die Bundeswehr habe, so berichten er und zahlreiche weitere Muslime, die in der deutschen Armee dienen, bedeutsame Schritte unternommen, um jedem Soldaten unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit ein Leben gemäß seinen religiösen Überzeugungen zu ermöglichen. In den Kantinen der Bundeswehr werde in der Regel mindestens ein schweinefleischloses Gericht angeboten, es gebe zumindest ein Gemüsegericht, für Feldübungen gebe es ein spezielles Verpflegungspaket für Muslime. Im Fall starker akuter Beanspruchung könnten Muslime im Ramadan das Fasten nachholen. Ein Problem bleibe lediglich das Fehlen geeigneter Ansprechpartner und von Gebetsräumen, wobei Ersteres am Fehlen entsprechender staatskirchenrechtlicher Vereinbarungen scheitere, Zweiteres zumindest in größeren festen Unterkünften pragmatisch gelöst werden könne. Auf Wunsch prüfe man, ob man auf zivile seelsorgerische Unterstützung etwa durch lokale Moscheevereine zurückgreifen könne.
In Baden-Württemberg sollen bereits 24 Prozent aller Soldaten im Landeskommando Muslime sein. Eine genaue Zahl sei jedoch nicht verfügbar, da, so Andreas Steffan, der Sprecher des Landeskommandos Baden-Württemberg, zur „Stuttgarter Zeitung“, die Muslime „so unauffällig ihren Dienst verrichten, dass nicht einmal in den Zeiten von Pegida jemand darauf aufmerksam wird“. Rassismus könne bei der Truppe weniger gedeihen als anderswo, meint der Sprecher weiter. Wo solche Tendenzen auftreten und das Vertrauensverhältnis in der Truppe belasten, trenne man sich von den betreffenden Elementen. Die Bundeswehr sei ein bedeutsamer Weg für junge Menschen aus der Einwanderercommunity, in Deutschland Karriere zu machen. „Wir fördern die Leute und zeigen ihnen, dass sie in unserer Gesellschaft etwas zählen. Deshalb kommen Migranten gerne zu uns.“
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