Corona-Ursprung noch immer unklar

  11 Januar 2021    Gelesen: 505
  Corona-Ursprung noch immer unklar

Vor einem Jahr stirbt der erste Mann an Covid-19. Inzwischen sind weltweit rund zwei Millionen Tote zu beklagen, die mit oder an Corona gestorben sind. Wo das Virus wirklich ausbrach, ist ebenso unklar wie seine ursprüngliche Quelle.

Seit mehr als einem Jahr bestimmen das Coronavirus und seine Folgen die Weltgeschicke. Die Frage, woher der zuerst im chinesischen Wuhan festgestellte Erreger ursprünglich kam, bleibt aber weiter unbeantwortet. China verzögert den Start einer WHO-Mission, bei der Experten in der Volksrepublik nach den Ursprüngen von Sars-CoV-2 suchen sollen. Fachleute befürchten daher, dass dieses Rätsel für immer ungelöst bleibt.

Am 11. Januar 2020 wurde das erste Todesopfer durch Covid-19 gemeldet. Der 61-jährige Mann war regelmäßig auf dem Tiermarkt in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan, der später wegen seiner Rolle in der Corona-Tragödie traurige Berühmtheit erlangte. Weltweit fast zwei Millionen Corona-Tote später hat China einem internationalen Expertenteam der WHO, das die Ursprünge des Coronavirus erkunden soll, endlich die Einreise erlaubt. Die Delegation soll am 14. Januar eintreffen, teilt die Nationale Gesundheitsbehörde in Peking mit. Ursprünglich sollte das Team bereits Anfang Januar für die Untersuchung nach China einreisen, doch die Ankunft verzögerte sich, weil die Behörden keine Einreisegenehmigung erteilten.

Es herrscht weitgehend Einigkeit, dass sich der weltweit erste bekannte Corona-Ausbruch Ende 2019 auf dem Tiermarkt in Wuhan ereignete. Es wird angenommen, dass das Virus von einer Fledermausart auf eine andere Tierart übersprang und von ihr auf den Menschen. Weiter wurde der Pandemie-Ursprung aber nicht zurückverfolgt. Es gibt Hinweise darauf, dass die Pandemie noch weiter zurückreicht - und Verschwörungstheorien wie etwa, dass das Virus aus einem Labor in Wuhan kam.

Identifizierung der Quelle entscheidend

Führende Virologen sagen, die Identifizierung der Pandemie-Quelle sei entscheidend, um künftigen Ausbrüchen mit Maßnahmen wie Jagdverboten für bestimmte Tierarten früh entgegenzuwirken. Die chinesische Regierung hat die Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus zwar früher gemeldet als den Sars-Ausbruch 2002/2003 und immerhin am 12. Januar 2020 die Gensequenz von Sars-CoV-2 veröffentlicht.

Allerdings versuchten die Behörden in Wuhan zuerst, den Ausbruch zu vertuschen. Später verschwendeten sie wertvolle Wochen im Kampf gegen das Virus, indem sie eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung dementierten. Schon früh nannten die chinesischen Behörden den Huanan-Markt in Wuhan als Ausbruchsort. Chinesische Daten vom Januar 2020 zeigen aber, dass bei einigen der ersten Infektionen keine Verbindung zu dem Tiermarkt festgestellt werden konnte.

Später schwenkte die Volksrepublik um und verbreitete Thesen, dass das Virus seinen Ursprung in einem anderen Land habe. Informationen über bei Tieren und in der Umwelt entnommenen Proben, die bei der Suche nach dem wahren Ursprung der Pandemie weiterhelfen könnten, veröffentlichte China kaum. Experten befürchten, dass die Behörden in einer Panikreaktion am Anfang des Corona-Ausbruchs bedeutende Hinweise verschwinden ließen. Sie hätten "in der Anfangsphase keinen tollen Job" gemacht", sagt Peter Daszak, der die auf Infektionskrankheiten spezialisierte Nichtregierungsorganisation EcoHealth Alliance leitet.

Auch Journalisten und Insider, die über den Corona-Ausbruch berichteten, wurden mundtot gemacht. Die Regierung in Peking wolle womöglich Fehler vertuschen, um einen Ansehensverlust im In- und Ausland zu vermeiden, meint der Epidemiologe Daniel Lucey von der Georgetown University in Washington.

Tier-Virus "nicht plausibel"

Die These vom Wuhaner Tiermarkt als Ursprungsort der Corona-Pandemie findet Lucey "überhaupt nicht plausibel". Schließlich habe sich Sars-CoV-2 im Dezember 2019 bereits schnell in Wuhan ausgebreitet. Und ein Tier-Virus brauche Monate, wenn nicht Jahre für die notwendigen Mutationen, um hochansteckend von Mensch zu Mensch zu werden.

Daszak glaubt weiter daran, dass Wissenschaftler herausfinden können, bei welcher Fledermausart Sars-CoV-2 ursprünglich auftrat und auf welchem Weg es zum Menschen gelangte. Die Chancen dafür haben sich aus seiner Sicht durch die Abwahl von US-Präsident Donald Trump sogar vergrößert, der Peking mit Verschwörungstheorien und Begriffen wie "China-Virus" die Schuld an der Pandemie gegeben und die Frage nach dem Pandemie-Ursprung dadurch politisiert hatte.

Seuchenexpertin Diana Bell von der britischen Universität East Anglia ist weniger zuversichtlich. Die Suche nach den ursprünglichen Wirtstieren von Sars-CoV-2 sei aber auch nicht so entscheidend. Für sie liegt der Schlüssel in einem Verzicht: "Wir müssen mit dem Handel mit Wildtieren für den menschlichen Konsum aufhören."

Quelle: ntv.de, nan/AFP


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