Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat einer Impfpflicht im Kampf gegen die Corona-Pandemie erneut eine Absage erteilt. "Ich habe im Bundestag mein Wort gegeben: In dieser Pandemie wird es keine Impfpflicht geben. Und das gilt", sagte Spahn im Deutschlandfunk. Die Bundesregierung setze auf Argumente, Informationen und Vertrauen in den Impfstoff. Auch das Pflegepersonal in Deutschland wolle er mit Argumenten überzeugen. "Das ist übrigens auch die Wertschätzung, die Pflegekräfte in dieser Pandemie erwarten", sagte Spahn. Seit Monaten sagten alle, dass sie einen der schwersten Jobs in der Pandemie hätten. "Ich finde, dann sollten wir auch mit ihnen über das Impfen reden", so der CDU-Politiker. Um 13 gibt der Minister eine Regierungserklärung zu den Corona-Impfungen ab.
Auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht schließt eine Impfpflicht aus. "Die Bundesregierung hat klar gesagt, dass es keine Pflicht zur Impfung gegen Corona geben wird. Das Wort der Bundesregierung gilt", sagte die SPD-Politikerin der "Rheinischen Post". "Wenn die Menschen von der Sicherheit und Wirksamkeit der Impfung überzeugt sind, werden sich die Allermeisten auch impfen lassen."
CSU-Chef Markus Söder hatte zuvor eine Debatte zur Impfpflicht für Pflegekräfte losgetreten. Wenn man höre und lese, dass sich wenige Pflegekräfte impfen lassen wollten, müsse der Ethikrat über ein solches Vorgehen zumindest diskutieren, hatte der bayerische Ministerpräsident argumentiert. "Sollte sich die Impfbereitschaft dramatisch verbessern, ist es sicher nicht notwendig", räumte der CSU-Chef ein. "Aber wenn es so bleibt auf dem Level die nächsten Monate, dann ist das einfach der Bereich, der die größte Anfälligkeit hat und die größte Herausforderung ist."
Ethikrat schloss Impflicht in Teilbereichen nicht aus
Der Deutsche Ethikrat hatte bereits im November in einem Positionspapier eine allgemeine Impfpflicht aus ethischen Gründen abgelehnt. Das Gremium habe aber auch erklärt, dass unter bestimmten Umständen über eine "bereichsbezogene Impfpflicht" nachzudenken sei, erläuterte die Ethikrats-Vorsitzende Alena Buyx am Dienstagabend in der ARD. Dabei ginge es etwa um die Versorgung von Patienten, die man nur dadurch schützen könne, "dass die Menschen, die sie versorgen, geimpft sind", sagte Buyx. Bedingung dafür sei, dass "die Impfung dafür sorgt, dass die geimpfte Person niemanden mehr anstecken kann". Derzeit ist genau das aber noch unklar.
In die Front von Kritikern des Söder-Vorstoßes reihte sich auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ein. Die Zahlen zur Impfbereitschaft der Pflegekräfte seien nicht repräsentativ, "vor Ort" bekomme man mit, "dass die Impfbereitschaft da ist", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Wir müssen vorsichtig sein, an dieser Stelle nicht ein Problem herbeizurufen, das es noch nicht gibt. Außerdem haben wir versprochen, keine Impfpflicht einzuführen - also auch nicht für bestimmte Gruppen. Da sollten wir unser Wort halten", sagte Lauterbach. Einer für die "Bild"-Zeitung geführten Umfrage des Insa-Instituts zufolge ist eine knappe Mehrheit der Deutschen für eine Impfpflicht für das Pflegepersonal. 51 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, 31 Prozent dagegen.
Experten: FFP2-Masken unbedingt richtig tragen
Uneins sind Experten derweil bei der Frage, wie sinnvoll die für Bayern angekündigte FFP2-Maskenpflicht im Nahverkehr und im Einzelhandel ist. "Prinzipiell finde ich die Idee gut", sagte der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Es müssten aber zwingend Angebote damit verbunden sein: zum einen der kostenlose Zugang zu solchen medizinischen Masken, zum anderen Anleitungen zur richtigen Benutzung. "Ohne solche Angebote sehe ich das kritisch."
Der Virologe Alexander Kekulé sagte: "Natürlich ist eine FFP2-Maske deutlich sicherer als ein Mund-Nasen-Schutz, der oft auch nur sehr locker getragen wird." Johannes Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, zeigte sich skeptisch: "Wenn sie nicht absolut dicht aufgesetzt wird, wirkt sie nicht besser als eine einfache Einwegmaske", so Knobloch. Der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, wies darauf hin, dass es auch bei perfektem Tragen keinen hundertprozentigen Schutz gebe. Die Masken müssten den Anforderungen zufolge 94 Prozent der Partikel filtern - damit gingen immer noch 6 Prozent durch. Ein besonderes Problem hätten zudem Bartträger. "Im Grunde bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, sich zu rasieren."
Wenig Unterschied macht es Asbach zufolge, ob die Atemschutzmasken aus den Klassen FFP2, N95 oder KN95 sind. "Das ist ein ähnlicher Standard." Entscheidend sei die Qualität der Masken. "Man sollte nicht so sehr auf den Preis achten, sondern auf eine vertrauenswürdige Quelle", riet der Experte. Diese hielten mindestens acht Stunden am Tag, erklärte Asbach. Das gelte auch, wenn man die Zeit beim Tragen etwa im Bus und beim Einkaufen aufaddiere. "Mit acht Stunden ist man auf der sicheren Seite", so Asbach. Manche Masken hielten sicher auch länger.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa
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