EU will Antworten von Astrazeneca

  27 Januar 2021    Gelesen: 385
EU will Antworten von Astrazeneca

Die EU hat bei der Impfkampagne stark auf das Vakzin von Astrazeneca gesetzt. Nun kann der Hersteller nicht liefern wie geplant, das bringt die Programme der einzelnen Länder ins Wanken. Die Konzernmanager verweisen auf den zögerlichen Vertragsschluss. Heute werden sie erneut einbestellt.

Im Streit über knappe Corona-Impfstoffe versucht die Europäische Union an diesem Mittwoch erneut, den Hersteller Astrazeneca zur raschen Lieferung vertraglich zugesicherter Mengen zu bewegen. Die EU-Kommission hat Vertreter des britisch-schwedischen Konzerns heute Abend zur Krisensitzung mit Experten der EU-Staaten geladen. Hintergrund ist die Ankündigung der Pharmafirma, nach der für diese Woche erwarteten Zulassung zunächst weniger Impfstoff zu liefern als vereinbart. Statt 80 Millionen Impfdosen sollen nach EU-Angaben bis Ende März nur 31 Millionen ankommen.

Den angegebenen Grund - Probleme in der Lieferkette - will die EU nicht gelten lassen. Sie fordert Vertragstreue. Die Brüsseler Behörde steht selbst in der Kritik, weil Impfstoff in der EU knapp ist und bisher prozentual weit weniger Menschen immunisiert wurden als etwa in Großbritannien oder Israel.

Das liegt zum Teil daran, dass die Mittel in der EU eine Marktzulassung statt nur einer Notfallzulassung bekommen sollen, was länger dauert. So hat die Impfkampagne später begonnen. Inzwischen sind Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen. Astrazeneca wäre Nummer drei. Doch ausgerechnet dieser Konzern kündigte Lieferengpässe an. Die EU hatte schon im August bis zu 400 Millionen Impfdosen von Astrazeneca bestellt und nach eigenen Angaben 336 Millionen Euro für Entwicklung und Fertigung vorgestreckt. Nach Darstellung der EU-Kommission hätte Astrazeneca seit Oktober auf Halde produzieren müssen, damit der Impfstoff sofort nach der Zulassung in der EU bereitsteht.

Lauterbach: "Kritik nicht ganz gerechtfertigt"

Schon am Montag hatte die EU Aufklärung vom Hersteller verlangt, doch vorerst ohne Erfolg. Der Chef von Astrazeneca, Pascal Soriot, sieht den langsamen Vertragsabschluss als Grund für Lieferengpässe. Er sagte der "Welt": "Wir sind in Europa jetzt zwei Monate hinter unserem ursprünglichen Plan." Man habe auch Anfangsprobleme in Großbritannien gehabt. "Aber der Vertrag mit den Briten wurde drei Monate vor dem mit Brüssel geschlossen. Wir hatten dort drei Monate mehr Zeit, um Pannen zu beheben." Sein Unternehmen sei vertraglich nicht zur Lieferung bestimmter Mengen Impfstoff verpflichtet.

Brüssel wollte nach seinen Worten mehr oder weniger zum selben Zeitpunkt beliefert werden wie die Briten - obwohl diese drei Monate früher unterzeichnet hätten. "Darum haben wir zugesagt, es zu versuchen, uns aber nicht vertraglich verpflichtet." SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der "Rheinischen Post": "Die EU hat relativ spät zu wenig Impfstoff eingekauft. Die massive EU-Kritik an Astrazeneca und anderen Herstellern ist daher nicht ganz gerecht."

Fragezeichen gibt es auch noch, ob der Impfstoff für ältere Menschen zugelassen wird. Experten der EU-Arzneimittelagentur EMA prüfen derzeit die Daten der klinischen Tests und werden voraussichtlich am Freitag eine Zulassungsempfehlung abgeben. EMA-Chefin Emer Cooke schloss am Dienstag nicht aus, dass diese auf bestimmte Altersgruppen begrenzt werden könnte. Sie wolle den Experten aber nicht vorgreifen. Hintergrund waren Berichte, wonach der Astrazeneca-Impfstoff bei Älteren womöglich schlechter wirke als bei Jüngeren. Cooke bestätigte, dass bei dem Mittel nur wenige Testdaten für ältere Menschen vorlägen. Die Behörde erhalte für das laufende Zulassungsverfahren aber immer noch neue Daten vom Hersteller. Diese trügen dazu bei, die Leistung des Impfstoffs besser einzuschätzen, sagte Cooke.

Quelle: ntv.de, ino/dpa


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