Vor einer Lockerung der Corona-Maßnahmen ab einer Inzidenz von 50 hat der Saarbrücker Pharmazie-Professor Thorsten Lehr gewarnt. Dieser Wert werde seinen Berechnungen nach voraussichtlich bundesweit um den 18. Februar erreicht, sagte der Experte für Corona-Prognosen. Doch er sei noch "viel zu hoch", um Infektionsketten nachzuverfolgen. Hinzu komme noch die Unwägbarkeit über die Ausbreitung der hochansteckenden Mutanten. "Unsere magische Grenze liegt eher bei 20. Auch wenn das keiner hören will."
Wenn der aktuelle Lockdown-Zustand beibehalten werde, werde man 20 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche nach Analyse des "Covid-Simulators" an der Universität des Saarlandes Mitte März erreichen. Bei 10 wäre man Mitte April. Bisher ist der Lockdown bis zum 14. Februar beschlossen.
Gegen eine Öffnung bei 50 spreche auch, dass es in Deutschland verschiedene Entwicklungen gebe, sagte Lehr. "Wir sehen Bundesländer, bei denen läuft es richtig gut. Das sind vor allem die ostdeutschen Bundesländer, dort sind die R-Werte deutlich niedriger als der Bundesdurchschnitt." Und dann gebe es noch "zwei Sorgenkinder": Saarland und Bremen. "Die sind 1 und leicht darüber. Da bewegt sich gerade nichts."
Lehr betonte, dass im ersten Lockdown 2020 die Sieben-Tage-Inzidenz nie die Schwelle von 50 überschritten hatte. Im Simulator sehe man, dass das Infektionsgeschehen "richtig dynamisch" geworden sei, nachdem Ende September die Grenze von 20 durchbrochen worden sei. Er ging davon aus, dass die Mutationen bald "mit einer deutlicheren Kraft um sich greifen als was wir bisher sehen".
Der Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes hat mit seinem Forscherteam einen "Covid-Simulator" entwickelt, der das Infektionsgeschehen in Deutschland berechnet und Prognosen liefert: für ganz Deutschland, die einzelnen Bundesländer bis hin auf Landkreisebene. Er kann auch online genutzt werden.
Quelle: ntv.de, chf/dpa
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