Der Medienkonzern Axel Springer hat gegenüber seinen Mitarbeitern ein laufendes Compliance-Verfahren gegen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt bestätigt. Im Firmenintranet teilten Springer-Chef Mathias Döpfner und Vorstand Jan Bayer mit: "Es ist für uns schwer, zu diesem Zeitpunkt im Detail Auskunft zu geben. Das können und dürfen wir bei einem laufenden Compliance-Verfahren auch nicht."
Eine Compliance-Untersuchung in einer Firma zielt darauf ab, zu prüfen, ob das Verhalten regelkonform war und die Richtlinien einer Firma eingehalten worden sind. In dem Intranet-Eintrag hieß es zudem: "Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Das bedeutet: Es liegt bislang kein Ergebnis vor, weder in die eine noch in die andere Richtung. Julian Reichelt bestreitet die Vorwürfe." Man wolle so viel Transparenz wie möglich. Man wolle, dass jeder ohne Angst auf mögliche Missstände und Fehlverhalten hinweisen könne. "Wir werden aber keine Form der Vorverurteilung zulassen." Der Medienkonzern äußert sich offiziell nach außen auf Anfragen nicht zu dem Verfahren.
Mit Böhmermann fing alles an
Losgetreten hatte das Ganze Jan Böhmermann in seiner Satireshow im ZDF am Freitagabend, in der er Andeutungen auf ein Verfahren gemacht hatte. Danach folgten Medienberichte. Der "Spiegel" berief sich am Montag auf Informationen, wonach es Vorwürfe von mehreren Beschäftigten gegen den 40 Jahre alten Reichelt gegeben haben soll. Das Magazin schrieb von Machtmissbrauch und Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen. Im Intranet betonten Döpfner und Bayer, dem Konzern sei daran gelegen, eine unabhängige Aufklärung sicherzustellen. "Daher haben wir auch externe Experten hinzugezogen, die den Vorwürfen nachgehen." Der Eintrag schließt mit dem Satz: "Für uns ist wichtig, dass wir bald Klarheit haben."
Reichelt ist seit 2002 und damit seit fast 20 Jahren beim Konzern Axel Springer in unterschiedlichen Funktionen tätig. Im Februar 2017 wurde er neben seinem Posten als Chefredakteur Bild Digital zusätzlich Vorsitzender der "Bild"-Chefredaktion und trägt die übergeordnete redaktionelle Verantwortung der Bild-Marke. 2018 übernahm er dann zudem den Posten des Chefredakteurs Bild Print.
Quelle: ntv.de, kst/dpa
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