Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hat den russischen Coronaimpfstoff Sputnik V gelobt. »Das ist ein guter Impfstoff, der vermutlich auch irgendwann in der EU zugelassen wird. Die russischen Forscher sind sehr erfahren mit Impfungen. Sputnik V ist clever gebaut«, sagte Mertens der »Rheinischen Post«.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA prüft die Zulassung von Sputnik V noch. In der EU sind bisher die Vakzinen der drei Hersteller Pfizer/Biontech, Moderna und AstraZeneca zugelassen. Am 11. März will die EMA voraussichtlich auch die Zulassung des Impfstoffes des US-Herstellers Johnson & Johnson empfehlen.
Mertens wollte keine Prognose abgeben, wann alle, die das wollen, in Deutschland geimpft sind. »Ungern«, sagte er auf eine entsprechende Frage. »Ich hoffe zumindest darauf, dass wir die Lage bis Herbst so weit im Griff haben, dass der Effekt der Impfungen deutlich sichtbar wird«, sagte der Stiko-Chef. Schon jetzt sei ein massiver Rückgang von schweren Erkrankungen und Todesfällen in den Alten- und Pflegeheimen festzustellen.
Mertens zeigte sich zudem »sicher«, dass es auch bald Coronaimpfstoff für Kinder geben werde. Derzeit untersuchten die Hersteller in Studien, wie ihre Mittel bei Kindern wirkten. Bei einer zeitlichen Prognose blieb der Stiko-Chef vorsichtig. »Ich bin mir nicht sicher, ob das dieses Jahr noch etwas wird«, sagte er. »Vielleicht können wir Ende des Jahres mit der Impfung der Kinder beginnen.«
Sputnik V soll von Juli an auch in Italien produziert werden, wie die italienisch-russische Handelskammer am Dienstag in Rom mitteilte. Die Firma Adienne Srl. in der Lombardei – eine Tochter des Schweizer Pharmaunternehmens Adienne Pharma & Biotech – solle den Impfstoff herstellen. Der Handelskammer zufolge wurde eine entsprechende Vereinbarung mit dem staatlichen russischen Direktinvestitionsfonds RDIF geschlossen, der an der Sputnik-Entwicklung beteiligt ist.
Den Angaben zufolge könnten bis Ende des Jahres in Norditalien zehn Millionen Dosen produziert werden. Die italienische Botschaft in Moskau sei in die Verhandlungen eingebunden gewesen. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa zitierte den Präsidenten der Handelskammer, Vincenzo Trani, mit der Aussage, dass die Produktion nicht gleichbedeutend mit der Verteilung des Impfstoffs im Land sei. Italien wende sich nicht von der EU ab. Auch andere europäische Firmen würden sich in diese Richtung bewegen.
Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza hatte nach einem Ansa-Bericht am Wochenende gesagt, er sei »offen für den russischen Sputnik-Impfstoff«, wenn die Kontrollen der zuständigen Agenturen ein positives Ergebnis brächten.
spiegel
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