Wer wird zuerst geimpft, wer später?

  18 März 2021    Gelesen: 750
Wer wird zuerst geimpft, wer später?

Nach den Weihnachtsfeiertagen wurde mit den Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Rund 4,4 Millionen Menschen in Deutschland haben inzwischen eine erste Impfung erhalten, beinahe die Hälfte davon laut Robert-Koch-Institut aus beruflichen Gründen. Dazu zählen unter anderem Ärztinnen und Krankenpfleger. Eine weitere große Gruppe ist die der über 80-Jährigen. Mit wem geht es entsprechend der Impfverordnung nun weiter? Eine Übersicht.

Erste Gruppe

Hierzu gehören Menschen ab 80 Jahren sowie diejenigen, die in stationären Einrichtungen zur Behandlung oder Pflege älterer oder pflegebedürftiger Menschen betreut werden oder tätig sind. Zur ersten Gruppe gehört zudem, wer auf Intensivstationen, in Notaufnahmen, in Rettungsdiensten oder den Impfzentren arbeitet.

Diese erste Gruppe umfasst etwa 8,6 Millionen Menschen. Alle Lieferungen werden nach ihrem Bevölkerungsanteil an die Bundesländer verteilt. Nach einem Papier der Bundesregierung, das dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorlag, wird in den kommenden Wochen bis Ende März mit 10,3 Millionen Dosen der Hersteller Biontech/Pfizer und Astrazeneca gerechnet. Moderna habe bisher noch keine Angaben gemacht. Minister Spahn sprach davon, dass die „Impfung der Schwächsten“ ein bis zwei Monate dauern könnte. Doch da jeder zweimal geimpft werden muss, dürfte dieses Ziel bei dem jetzigen Impftempo nicht erreicht werden. Auch, weil die Impfzentren bisher nur an fünf Tagen die Woche arbeiten und nicht hinterherkommen.

Alle ab 70 Jahren sowie Menschen mit einem sehr hohen Risiko oder einer hohen Wahrscheinlichkeit für einen schweren Krankheitsverlauf. Dazu gehören Demenzkranke sowie Menschen mit Trisomie 21, einer geistigen Behinderung und Transplantationspatientinnen und Transplantationspatienten. Auch enge Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen können sich dann impfen lassen.

Zur zweiten Gruppe gehören auch Menschen in Asyl- oder Obdachlosenunterkünften sowie Polizei- und Ordnungskräfte, die in Ausübung ihrer Tätigkeit zur Sicherstellung öffentlicher Ordnung, insbesondere bei Demonstrationen, einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Neu hinzu kommen nach einem Beschluss von Bund und Ländern Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen sowie die Kita-Beschäftigten.

Dritte Gruppe

Alle Menschen ab 60, stark Übergewichtige mit einem Body-Mass-Index über 30, Menschen mit chronischer Nieren- oder Lebererkrankung, Patientinnen und Patienten mit Immundefizienz und HIV-Infizierte sowie Menschen mit Diabetes, Herzerkrankungen oder Bluthochdruck. Erfasst sind außerdem Krebs- und Asthmakranke sowie Menschen mit Autoimmun- oder rheumatischen Erkrankungen. Auch Personen, die im Lebensmitteleinzelhandel tätig sind.

Spahns Verordnung sieht mit den drei Gruppen nur halb so viele vor, wie der Vorschlag der Impfkommission Stiko genannt hatte. Anders als bei der Stiko-Empfehlung ist es bei der Regelung des Ministers auch möglich, innerhalb einer Gruppe zu priorisieren.

Wann können sich Bürgerinnen und Bürger impfen lassen, die keiner der Gruppen angehören?

Hierzu gibt es unterschiedliche Aussagen. Aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vor dem Sommer. Aber es bleibt abzuwarten, welche weiteren Impfstoffe zugelassen werden und ob sie dann auch in hoher Stückzahl geliefert werden können. Bundesgesundheitsminister Spahn hat das Ziel ausgegeben, „ab Mitte 2021“ allen Menschen in Deutschland ein Impfangebot zu machen. Bundeskanzlerin Merkel sprach zuletzt vom 21. September. Grundsätzlich wird mittlerweile für Deutschland mit mehr als 170 Millionen Impfdosen der Hersteller Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca gerechnet. Damit könnten sich alle rund 83 Millionen Bürgerinnen und Bürger impfen lassen – weitere Vakzine von anderen Firmen nicht einberechnet.

Wo wird geimpft und wie erfahre ich davon?

Zunächst in den dafür eingerichteten Impfzentren, von denen jeder Landkreis eines bekommen soll. Später – laut Gesundheitsminister Spahn im Laufe des Aprils – soll es auch in den Arztpraxen möglich sein. Mobile Impftrupps kommen laut Spahn in den Heimen zum Einsatz, aber auch bei Hochbetagten und Pflegebedürftigen zuhause, die nicht in ein Zentrum gehen können.

Die Impfberechtigten würden informiert, wann es für sie losgehe – etwa per Schreiben oder über eine Hotline, kündigte der Minister an. „Mann wird und Frau wird erfahren, wann sie jeweils dran sind“, sagte er. Von Anfragen bei den Zentren und in Arztpraxen sollte man zunächst absehen, um diese nicht zu überlasten.

Wer bezahlt die Impfung?

Der Bund bezahlt die Impfstoffe. Den Aufbau und die Organisation der Impfzentren finanzieren die Länder sowie die Krankenkassen. Die Länder sowie die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen teilen sich die Kosten für den Aufbau und Betrieb der Impfzentren.

Werden die Impfungen registriert?

Ja, allerdings anonym. Es werden nicht-personenbezogene Daten dazu erfasst, wie viele Menschen, in welcher Altersgruppe und wo geimpft werden. Nach Rechnung des Bundesgesundheitsministeriums und vieler Expertinnen und Experten ist eine Herdenimmunität bei Sars-CoV-2 erreicht, wenn mindestens zwei Drittel der Bevölkerung geimpft sind. Damit wird hierzulande im Spätherbst gerechnet – vorausgesetzt es lassen sich so viele Menschen impfen und die Impfstoffe wirken auch gegen mögliche Virusvarianten.

Deutschlandfunk


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