Neher sagte im Deutschlandfunk, die EU und ihre Mitgliedsstaaten müssten dringend neue Konzepte entwickeln. Bislang könnten Hilfsorganisationen wegen der EU-Sanktionen gegen das Regime von Machthaber Assad nur Nothilfe leisten, etwa in Form von Nahrung oder medizinischen Gütern. Ein Wiederaufbau sei aus politischen Gründen untersagt.
Neher forderte eine Abkehr von dieser Linie, auch wenn dadurch möglicherweise das syrische Regime gestärkt würde. Man müsse anerkennen, dass Assad fest im Sattel sitze. Es sei nicht mehr akzeptabel, nur auf die großen politischen Strategien zu achten und dabei die Not der Menschen zu vergessen.
Die Lage vor Ort beschrieb Neher als „einfach dramatisch“. Für viele Menschen bestimme der Kampf um Brot den Alltag. Dazu kämen die Auswirkungen der Pandemie: Über die Infektionslage in Syrien sei wenig bekannt, weil es kaum Tests gebe. Es sei jedoch von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Auch Schutzausrüstung sei vielerorts kaum zu bekommen.
Fünfte Konferenz in zehn Jahren Krieg
Die von EU und UNO ausgerichtete virtuelle Konferenz ist die fünfte seit Beginn des Syrien-Kriegs vor zehn Jahren. Am ersten Tag stehen Gespräche mit Vertretern von Zivilgesellschaft, Hilfsorganisationen und Nachbarländern auf dem Programm, die Millionen Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland beherbergen. Die eigentliche Geberkonferenz auf Ministerebene folgt am Dienstag.
Vergangenes Jahr hatte die Veranstaltung Hilfszusagen von 6,9 Milliarden Euro erbracht. Deutschland hatte 1,6 Milliarden bereitgestellt. Nach Angaben des Auswärtigen Amts ist dieses Mal eine Zusage in vergleichbarer Höhe geplant.
Nach UNO-Angaben sind 24 Millionen syrische Staatsangehörige auf Hilfe angewiesen. Benötigt werden vor allem Lebensmittel, Wasser und Medikamente.
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