Viruslast und Gewebeschäden hängen zusammen

  01 April 2021    Gelesen: 886
  Viruslast und Gewebeschäden hängen zusammen

Obwohl weltweit bisher mehr als 100 Millionen Sars-CoV-2-Infektionen registriert wurden, gibt es immer noch eine Reihe offener Fragen zu den Krankheitsmechanismen. Eine davon können Forschende der Universität Jena nun beantworten.

Forschende der Universität Jena haben untersucht, wie sich die Viruslast von Sars-CoV-2 und Gewebeschäden bei Covid-19-Patienten zueinander verhalten und einen Zusammenhang festgestellt. "Klinische Beobachtungen, insbesondere auch die Erfahrungen mit dem Post-Covid-Syndrom legen nahe, dass Covid-19 eine systemische Erkrankung ist, die nicht nur die Lunge, sondern den gesamten Körper betrifft", erklärt Stefanie Deinhardt-Emmer, die an der Untersuchung beteiligt war laut einer Mitteilung der Universität Jena. "Geeignete experimentelle Modelle zur Untersuchung von COVID-19 fehlen jedoch."

Forschende der Virologie und Mikrobiologie, Rechtsmedizin und Pathologie sowie der Intensivmedizin am Universitätsklinikum Jena haben deshalb die Körper von elf Covid-19-Toten genauer untersucht. Sie erfassten nur wenige Stunden nach dem Tod der Patienten die Viruslast von verschiedenen Organen und Geweben. Mit diesem Vorgehen konnten die Abbauprozesse in den Geweben und der Virus-RNA gering gehalten werden.

Pro Patienten wurden in 60 Proben die Sars-CoV-2-Last, Entzündungsmarker und Gewebeschäden dokumentiert. Zudem wurden noch intakte Viruspartikel im Lungengewebe per elektronenmikroskopischen Aufnahmen sichtbar gemacht. Das Team um Deinhardt-Emmer konnte so in Bezug auf Mikrobiologie und Histologie ein umfassendes Bild einer schweren Covid-19-Erkrankung bekommen.

Viele Viren im Lungengewebe

Bei der Auswertung der Daten zeigte sich, dass sich Sars-CoV-2 vor allem in der Lunge angesiedelt hatte und dort auch das Gewebe schwer geschädigt war. "Interessanterweise haben wir Sars-CoV-2-RNA auch in verschiedenen anderen Geweben und Organen, wie Verdauungsorganen, Nieren oder den Herzgefäßen nachgewiesen. Aber nur in der Lunge hatte das Virus das Gewebe angegriffen", erklärt der Rechtsmediziner Daniel Wittschieber, der an der Studie beteiligt war. Zudem waren die untersuchten Entzündungsmarker und Gerinnungsfaktoren bei allen elf Patienten erhöht.

"Dass nur das Lungengewebe geschädigt, aber im gesamten Körper Virus-RNA verteilt ist, stützt die Vermutung, dass unser Immunsystem nicht angemessen auf das Vorhandensein des Virus im Blut reagieren kann. Das ist das eigentliche Problem bei Covid-19", fasst Deinhardt-Emmer die Erkenntnisse zusammen. Mit der Studie, die im Fachjournal "eLife" veröffentlicht wurde, werden erstmals die Zusammenhänge von Viruslast und Gewebeschäden bei Covid-19 umfassend kartiert. Zudem können die Jenaer Forscher den systemischen Charakter der Erkrankung damit bestätigen.

Quelle: ntv.de, jaz


Tags:


Newsticker