Angesichts der dramatischen Corona-Infektionslage in Indien hat der Chef der EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber, die sofortige Einstellung aller Flugverbindungen aus dem südasiatischen Schwellenland in die EU gefordert. Weber begründete seinen Vorstoß in der "Bild"-Zeitung mit der in Indien grassierenden Corona-Variante. "Die indische Doppelvariante scheint sich schnell auszubreiten und die Situation dort droht außer Kontrolle zu geraten", warnte er.
In Deutschland und der EU seien bereits einige Corona-Infektionen mit der indischen Mutante aufgetreten, hob Weber hervor. "Diesmal müssen die EU-Innenminister schneller und konsequenter handeln und sofort ein vorübergehendes Verbot von Flügen aus Indien und Einreisebeschränkungen verhängen." Weber verwies in der "Bild" darauf, dass Kanada und Großbritannien bereits entsprechende Schritte eingeleitet hätten. Insgesamt müssten die EU-Länder "aufgrund der Dynamik der Corona-Pandemie besser und schneller im koordinierten Vorgehen werden".
Auch Weltärzte-Vorstandschef Frank Ulrich Montgomery sprach sich für Schutzmaßnahmen gegen die indische Corona-Variante aus. "Die indische Mutationsvariante des Virus, die besonders ansteckend und besonders gefährlich sein soll, führt uns deutlich vor Augen, wie wichtig internationale Absprachen, konsequente Lockdown-Maßnahmen und Einschränkungen der Mobilität sind", sagte er der "Rheinischen Post".
"Nur wo Infektionen ablaufen, können auch Mutationen stattfinden", betonte Montgomery. Daher sei das deutsche Infektionsschutzgesetz, das bundesweit eine Notbremse ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner vorsieht, richtig. "Deswegen brauchen wir Kontaktbeschränkungen und ein konsequentes, einheitliches Vorgehen", sagte Montgomery.
Die Corona-Infektionszahlen waren in Indien zuletzt dramatisch gestiegen. Am Samstag meldeten die Behörden weitere 340.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden sowie 2624 neue Todesfälle. Die Krankenhäuser in Indien sind überlastet, vielerorts bilden sich täglich lange Schlangen von Erkrankten und deren Angehörigen und die Sauerstoffvorräte zur Beatmung von Covid-19-Patienten gehen zur Neige. Die Zentralregierung hat inzwischen Sonderzüge organisiert, um Sauerstoff in die Krankenhäuser der am schlimmsten betroffenen Städte zu bringen.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat Indien als Hochinzidenzgebiet eingestuft, die Einstufung tritt am Sonntag um Mitternacht in Kraft. Bislang wurden laut RKI in Deutschland 21 Corona-Infektionen mit der indischen Variante B.1.617 nachgewiesen. Das Auswärtige Amt warnt vor nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Indien.
n-tv
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