Gauck fordert mehr US-Engagement

  08 Oktober 2015    Gelesen: 579
Gauck fordert mehr US-Engagement
Bei seinem USA-Besuch trifft Gauck den US-Präsidenten und äußert prompt Kritik: Die Flüchtlingskrise müsse nicht nur von Europa gelöst werden. Auch die Vereinigten Staaten hätten einen humanitären Auftrag zu erfüllen.
Bundespräsident Joachim Gauck hat US-Präsident Barack Obama um mehr Engagement der Vereinigten Staaten in der Flüchtlingskrise gebeten. Dabei nannte er die Bundesrepublik als Beispiel: "Deutschland ist ein Land, das sich aufgrund seiner Geschichte bereit erklärt hat, Menschen Asyl zu gewähren." Und fügte hinzu: "Wir wünschen uns auch, dass diese große humanitäre Aufgabe, die vor uns allen steht, vielleicht nicht nur in Europa, sondern darüber hinaus auch in Ihrem Lande betrachtet wird."

Während seines USA-Besuchs empfing Barack Obama den Bundespräsidenten im Oval Office des Weißen Hauses. Zu Beginn des Treffens sagte Gauck, die Lage in Syrien sei "schrecklich verwickelt und wir haben noch nicht die nötigen diplomatischen Antworten zur Lösung dieser Krise". Der Bundespräsident drückte seine Hoffnung aus, "dass es uns gelingen möge, hier Lösungen für die verfolgten Menschen" sowie eine "Befriedung des Krisenherdes Syrien" zu finden.

Obama würdigte Gaucks Rolle in der Oppositionsbewegung in der DDR. Als Bundespräsident trage er mit seiner "klaren Stimme" dazu bei, dass Deutschland bei einer Reihe internationaler Themen wie dem Syrien-Konflikt, der Flüchtlingskrise und dem Atomabkommen mit dem Iran auf der Weltbühne Spuren hinterlasse und "ein unglaublich wichtiger Partner für uns ist".

Erster Bundespräsident seit 18 Jahren

Gauck ist der erste Bundespräsident seit 18 Jahren, der im Weißen Haus empfangen wurde. Zuletzt war Roman Herzog 1997 beim damaligen US-Staatsoberhaupt Bill Clinton zu Gast. Gauck trifft auch US-Vizepräsident Joe Biden und US-Außenminister John Kerry. Bei einer Zeremonie im Washingtoner Außenministerium will Gauck ein Stück der Berliner Mauer überreichen.

Der Bundespräsident war am Montag in Philadelphia zu der dreitägigen USA-Reise eingetroffen. Ziel seines Besuches sei, das transatlantische Verhältnis zu stärken und verlorenes Vertrauen wieder herzustellen, hatte Gauck erklärt. Er dankte den Vereinigten Staaten für den Einsatz des Landes für die deutsche Einheit vor 25 Jahren, ausdrücklich würdigte er bei einer Feier am Dienstagabend in der deutschen Botschaft in Washington die Rolle des damaligen US-Präsidenten George Bush senior.

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