Ethikkommission könnte Blatter-Ära beenden

  08 Oktober 2015    Gelesen: 715
Ethikkommission könnte Blatter-Ära beenden
Im kommenden Jahr will Fifa-Patriarch Blatter endgültig abtreten - und das mit immer noch reinem Gewissen. Doch die Entscheidung liegt nicht mehr in seinen Händen. Dennoch, der 79-Jährige gibt sich weiter gelassen.
Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes Fifa hat eine 90-Tage-Sperre gegen Präsident Joseph Blatter beantragt. Das bestätigte Blatters Berater Klaus J. Stöhlker der BBC. "Die Nachricht wurde dem Präsidenten heute Nachmittag überbracht. Er bleibt ruhig. Denken Sie daran, dass er der Vater der Ethikkommission ist", sagte Stöhlker und fügte an: "Es ist vorläufig für 90 Tage, aber er ist nicht wirklich suspendiert. Die Kommission hat noch keine Entscheidung getroffen." Die rechtsprechende Kammer um Richter Hans-Joachim Eckert muss nun über den Antrag beraten, eine endgültige Entscheidung soll am Freitag fallen.

Bei einer Sperre müsste Blatter sein Büro im Hauptquartier der FIFA in Zürich räumen. Zudem würde ein Stadionverbot gegen ihn verhängt - seine Zeit beim Weltverband wäre bereits vor den für den 26. Februar geplanten Neuwahlen abgelaufen.

Gegen Blatter, der seit dem 8. Juni 1998 im Amt ist, wurde Ende September in der Schweiz ein Strafverfahren eröffnet, der Vorwurf lautet Untreue. Die Ermittler werfen dem 79-Jährigen den Verkauf von TV-Rechten für WM-Turniere zu Dumping-Preisen und eine Millionen-Zahlung an UEFA-Präsident Michel Platini vor.

Blatter: "Ich werde am 26. Februar aufhören"

Blatter selbst denkt aber (noch) nicht an einen Rückzug. "Ich werde am 26. Februar aufhören. Dann ist definitiv Schluss - aber keinen Tag früher", sagte er der "Bunten" zum Druck durch die laufenden Strafermittlungen und Rücktrittsforderungen von wichtigen US-Sponsoren. "Das ist nur eine Untersuchung. Kein Anklage", spielte der 79-Jährige die Untersuchungen der Schweizer Bundesanwaltschaft ebenso wie die Distanzierung von FIFA-Geldgebern herunter: "Das sind nur die Amerikaner."

Stöhlker forderte die abgerückten US-Sponsoren sogar heraus: "Da es sich offensichtlich um eine `politische` Forderung aus den USA handelt, hat Sepp Blatter sie zurückgewiesen", sagte er dem Schweizer Kommunikationswirtschafts-Magazin "persönlich": "Es gibt genügend Weltkonzerne, die einen Ausfall der US-Sponsoren sofort ausgleichen würden. Deswegen haben die US-Sponsoren auch darauf verzichtet, die geltenden Verträge mit der FIFA zu kündigen."

Blatters Rivale Chung Mong-Joon (Südkorea) läutete unterdessen in der Schlammschlacht mit neuen Angriffen auf den FIFA-Paten die nächste Runde ein. "Er gibt sein Gehalt nicht preis und betreibt eine heimlichtuerische Geschäftsführung. Deswegen plane ich, Herrn Blatter wegen Unterschlagung und Veruntreuung anzuzeigen", sagte der frühere FIFA-Vize in London: "Herr Blatter ist ein Heuchler und ein Lügner."

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