Terrorermittlungen in Belgien: Abdeslam soll weitere Anschläge geplant haben

  21 März 2016    Gelesen: 707
Terrorermittlungen in Belgien: Abdeslam soll weitere Anschläge geplant haben
Die Ermittler nennen neue Details zum festgenommenen Salah Abdeslam. Demnach fand die Polizei bei dem mutmaßlichen Paris-Attentäter schwere Waffen. Zum Verhängnis wurde ihm offenbar eine Pizzabestellung.
Der mutmaßliche Terrorist Salah Abdeslam hat offenbar weitere Anschläge vorgehabt. Nach den Terroranschlägen im November in Paris, an denen er beteiligt gewesen sein soll, habe er von seinem Wohnort Brüssel aus neue Anschläge geplant, berichtete Belgiens Außenminister Didier Reynders.

Abdeslam habe am Samstag ausgesagt, er sei "bereit" gewesen, "etwas in Brüssel zu tun", sagte Reynders am Sonntag. "Das könnte die Wahrheit sein."
"Wir haben unseren ersten Ermittlungen zufolge viele Waffen, schwere Waffen, gefunden, und wir haben ein neues Netzwerk von Leuten von ihm in Brüssel aufgedeckt", sagte Reynders.

Es handele sich um mehr als 30 Personen, die mit den Anschlägen von Paris zu tun gehabt hätten. "Aber wir sind sicher, dass es noch mehr gibt", teilte Reynders mit. Er forderte die Behörden in Europa auf, mehr Informationen auszutauschen, um Verdächtige aufzuspüren.

Was ist bisher über Salah Abdeslam, seine Pläne und seine Festnahme bekannt? Die Erkenntnisse der Fahnder im Überblick:

Verräterische Pizzabestellung

Abdeslam war am Freitagnachmittag in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek festgenommen und dabei leicht am Bein verletzt worden. Frankreich hat einen europäischen Haftbefehl gegen ihn erlassen und will ihm im Land der Anschläge den Prozess machen. Abdeslam wehrt sich dagegen. Sein nächster Gerichtstermin ist für Mittwoch angesetzt.

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Einem Medienbericht zufolge war es eine Pizzabestellung, die Abdeslam letztlich auffliegen ließ. Das Politikmagazin "Politico" berichtet, eine ungewöhnlich umfangreiche Bestellung bei einem Pizzalieferanten habe die Polizei überzeugt, dass sich in einer observierten Wohnung tatsächlich mehrere Personen aufhielten.

Schließlich sei die Polizei bei der Erstürmung der Wohnung, die nur 450 Meter entfernt von Abdeslams vorheriger Wohnung lag, auf vier Erwachsene und mehrere Kinder gestoßen. Zwei der Festgenommenen kamen am Wochenende wieder frei. Der letzte Verdächtige blieb wegen des Verdachts der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung in Gewahrsam.

Sorge an den Grenzen

Die internationale Polizeiorganisation Interpol hat die Staaten Europas aufgefordert, an ihren Grenzen aufzupassen: Womöglich würden Verbündete Abdeslams nach dessen Verhaftung versuchen zu flüchten.

Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve hat die Kontrollen an den Grenzen des Landes mit weiteren Polizisten verstärkt.

Abdeslams Anwalt will Staatsanwalt anzeigen

Der Anwalt des mutmaßlichen Attentäters von Paris will Anzeige erstatten gegen einen französischen Staatsanwalt. Er wolle es nicht hinnehmen, dass der Staatsanwalt Aussagen seines Mandanten öffentlich gemacht hat, denen zufolge sich Abdeslam bei den Anschlägen von Paris eigentlich in die Luft sprengen wollte.

Abdeslam wollte sich eigentlich in die Luft sprengen

Nach Angaben von Ermittlern hatte Abdeslam Selbstmordattentäter zum Stade de France gefahren, wo er sich im November beim Fußball-Länderspiel Deutschland-Frankreich auch selbst sprengen wollte.

Kurz vor dem Anschlag machte Abdeslam aber demnach einen Rückzieher und entsorgte seinen Sprengstoffgürtel in einem Mülleimer. Dort wurde der Sprengsatz zehn Tage später gefunden.

Die anderen drei Selbstmordattentäter vom Stade de France sprengten sich letztlich vor dem Stadion in die Luft, weil sie nicht hineingelangten. Ein Passant starb dabei.
Bei den Anschlägen am 13. November in Paris waren 130 Menschen getötet worden. Die Angreifer schlugen an sechs Orten zu, unter anderem am Stadion und in einer Konzerthalle. Derzeit sitzt Abdeslam in einem belgischen Hochsicherheitsgefängnis in Brügge.

Abdeslams Festnahme ist ein Erfolg für die Ermittler, aber die Suche nach Komplizen geht weiter. Frankreichs Präsident François Hollande und Belgiens Premierminister Charles Michel hatten gesagt, dass sie noch mit weiteren Verhaftungen in einem weitverzweigten Netzwerk rechnen.

Quelle : spiegel.de

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