Der Leiter der unabhängigen Kommission zur Untersuchung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche, Jean-Marc Sauve, sagte gegenüber der AFP am Dienstag, dass in Frankreich seit 1950 etwa 216.000 Kinder von Mitgliedern des katholischen Klerus missbraucht worden seien.
„Das ist verheerend, denn das Verhältnis von 216.000 zu 3.000 bedeutet, dass ein Angreifer auf 70 Opfer kommt. Das ist erschreckend für die französische Gesellschaft, für die katholische Kirche“, sagte er.
Es habe systematische Nachlässigkeit und Schweigen seitens der Spitze der katholischen Hierarchie über den Missbrauch gegeben, so Jean-Marc Sauve.
„Die Folgen sind sehr ernst“, fügte er hinzu. „Etwa 60 Prozent der Männer und Frauen, die sexuell missbraucht wurden, haben große Probleme in ihrem Gefühls- oder Sexualleben.“
Bei einer Online-Präsentation des Berichts sagte er, dass das Problem weiterhin bestehe. Die französische Staatsanwaltschaft hat Beweise für 22 Gewalttaten erhalten, die noch strafrechtlich verfolgt werden können – die an diesen Verbrechen beteiligten Priester sind noch am Leben.
Die Kommission nahm 2018 ihre Arbeit auf, nachdem Skandale in Kirchen in anderen Ländern bekannt geworden waren. Ihr gehörten Ärzte, Soziologen, Historiker und Theologen an. Sie untersuchten Kirchen-, Gerichts- und Polizeiarchive und befragten mehr als 6.500 Opfer und Zeugen von Verbrechen. Der vorbereitete Bericht umfasste 2.500 Seiten. Zuvor hatte Papst Franziskus die Kirchengesetze geändert und den Klerus stärker für sexuelle Belästigung haftbar gemacht.
snanews
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