Linke fordert Gleichheit bei der Arbeitszeit zwischen Ost und West

  28 März 2016    Gelesen: 796
Linke fordert Gleichheit bei der Arbeitszeit zwischen Ost und West
Angesichts zunehmend ungleicher Jahresarbeitszeiten zwischen Ost und West hat Linken-Fraktionsvize Sabine Zimmermann die Bundesregierung zum Handeln aufgerufen. "Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass wir in Ost und West gleiche Verhältnisse haben", sagte Zimmermann am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. "Wir haben immer noch keine soziale Einheit, dass kann 25 Jahre nach dem Mauerfall nicht sein."
Ostdeutsche Erwerbstätige haben im vergangenen Jahr im Durchschnitt etwa zwei Wochen länger gearbeitet als westdeutsche Arbeitnehmer. Im Osten wurden im Jahr 2015 im Schnitt 1436 Stunden gearbeitet, das waren 77 Stunden mehr als die 1359 in Westdeutschland geleisteten Stunden, wie die "Thüringer Allgemeine" am Samstag unter Berufung auf Daten des Arbeitskreises Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder berichtete.

Demnach wuchs der Abstand zwischen ost- und westdeutschen Erwerbstätigen im vergangenen Jahr sogar um weitere fünf Arbeitsstunden an. Für das Jahr 2014 wurden 1427 Stunden für den Osten und 1355 Stunden für den Westen angegeben. Dass es diesen Unterschied zwischen alten und neuen Bundesländern gebe, habe sie nicht überrascht, sagte Zimmermann. "Entsetzt hat mich aber, dass die Entwicklung zugenommen hat."

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag rief Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) auf, durch Festlegungen im Arbeitszeitgesetz zwischen Ost und West Gleichheit herzustellen. Die sächsische Abgeordnete kritisierte, dass in den ostdeutschen Bundesländern die ohnehin schwächer als im Westen ausgeprägte Tarifbindung weiter abnehme. "Vielerorts haben wir tariffreie Zonen." Zudem nehme der Trend zu Minijobs und Teilzeitarbeit zu.

Als Grund für die ungleichen Arbeitszeiten sieht Zimmermann nach der Wiedervereinigung getroffene Entscheidungen. "Im Osten wurde wegen der damals geschlossenen Tarifverträge generell mehr gearbeitet", sagte die Arbeitsmarktexpertin. "Mit niedrigen Löhnen und längerer Arbeitszeit zu werben, war nach der Wiedervereinigung die Werbestrategie, um im Osten Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten."

Dies habe zwar auf lange Sicht nicht funktioniert, kritisierte Zimmermann unter Verweis auf die wirtschaftlichen Probleme vieler Regionen in Ostdeutschland. "Aber das ist ein bis heute fortbestehendes Handicap."

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