Studien: Türkei auf dem Weg zur Weltmacht
«Fällt die Welt auseinander?», fragte die Carnegie-Stiftung für Internationalen Frieden kürzlich in einer Diskussion. Die Antwort des von der Stiftung befragten Experten Thomas Carothers deutet darauf hin, dass die Amerikaner ihre dominante Rolle in der Weltpolitik verlieren. Carothers beobachtet seit Beginn dieses Jahres eine «Kaskade der Krisen». Grund dafür ist ihrer Ansicht nach auch die Tatsache, dass die USA dabei sind, sich von ihrer Rolle als Weltmacht zu verabschieden.
Zu den aufstrebenden Mächten zählt der Baks-Präsident aktuell nicht nur China, sondern auch den Iran. Die Türkei «wurde in ihren außenpolitischen Möglichkeiten überschätzt», sagt der Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (Baks), Hans-Dieter Heumann, der dpa. Allerdings könnte die Türkei eine wichtige Rolle bei der Verschiebung der Machtverhältnisse spielen. Ihre jüngste Zuwendung zu Russland ist ein Indikator, den die geopolitischen Akteure in Washington sehr wohl registriert haben.
US-Geheimdienste: Türkei auf dem Weg zur Weltmacht
Der US-Geheimdienststudie „Global Trends 2030″ zufolge werde die Türkei bis 2030 ihren Status als wirtschaftliche, territoriale und militärische Macht weiter ausbauen und eines der einflussreichsten Länder weltweit werden (mehr – hier). Die Basis hierfür liege in einem Aufstieg zur Regionalmacht. Allerdings seien auf diesem Weg noch einige Hürden zu überwinden. Es gebe auch Faktoren, die eine Gefahr für einen derartigen Aufstieg darstellen.
Kurdenstaat im Nordirak: Der Türkei droht die Spaltung
Der National Intelligence Council (NIC) warnt in seinem Bericht Global Trends 2030 auch vor einem erstarkenden Kurdenstaat im Irak. Der wird grundsätzlich nicht abgelehnt. Doch ein zu starker Kurdenstaat könnte territoriale Ansprüche auf die Türkei erheben. In diesem Zusammenhang wird die Spaltung als eines der sechs bedrohlichsten Szenarien für die kommenden Jahrzehnte genannt.
„Das ist das schlimmste Szenario für den Nahen Osten. Wir müssen alles daran setzen, dass jenes Szenario nicht eintritt“, zitiert die Zeitung Hürriyet den US-Analysten Matthew Burrows. Burrows war am Bericht des Zentrum des US-Geheimdienstes beteiligt.
Deshalb ist die Regierung unter Präsident Erdoğan darauf Bedacht, gute Beziehungen zur Autonomen Region Kurdistans (KRG) aufzubauen. Die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen der Türkei und dem Nordirak sollen möglichst eng sein. Damit will die Erdoğan verhindern, dass die Kurden Alleingänge starten.
An der Erstellung der Studie waren alle 16 Geheimdienste der USA beteiligt. Es beinhaltet Prognosen, Analysen, Hintergrundinfos und Urteile über wirtschaftliche, technologische und politische Machtverschiebungen und deren Auswirkungen. Auch der Klimawandel wird thematisiert. In der Studie wurden vier Szenarien ausgearbeitet, die durch sechs Faktoren verändert werden können.