Das russische Militär hat laut Interfax für 8.00 Uhr eine Waffenruhe angekündigt, um humanitäre Korridore für mehrere ukrainische Städte zu öffnen. Es sollten auf Bitte des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und angesichts der Lage vor Ort Korridore für die Hauptstadt Kiew sowie die Städte Mariupol, Charkiw und Sumy geöffnet werden, meldet die Nachrichtenagentur unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium. Ein Evakuierungsversuch am Sonntag war gescheitert, weil sich offenbar beide Seiten nicht an die Feuerpause gehalten hatten.
Mit der Fortdauer des Kriegs müssten nach Angaben des ukrainischen Präsidialamtes mehrere Hunderttausend Ukrainerinnen und Ukrainer sofort aus ihren Städten evakuiert werden. Es gebe bereits mehrere Dutzend Städte in acht Regionen im Land, in denen die humanitäre Situation katastrophal sei, berichtete die ukrainische Internetzeitung "Ukrajinska Prawda" unter Berufung auf Kommentare aus dem Präsidialamt.
Alleine aus der südlichen Hafenstadt Mariupol und dem nahe gelegenen Wolnowacha sei ein humanitärer Korridor für die Ausreise von mehr als 200.000 Menschen geplant gewesen, hieß es weiter. Allerdings konnten praktisch keine Evakuierungen durchgeführt werden, beide Seiten warfen sich am Samstag und am Sonntag gegenseitig eine Verletzung der notwendigen Feuerpause vor. Die Evakuierungen wurden deshalb zunächst ausgesetzt. Das Präsidialamt hat laut "Ukrajinska Prawda" Russland zudem vorgeworfen, die humanitären Korridore als Vorwand zu benutzen, um die eigenen militärischen Positionen zu stärken und die Ukraine vollständig zu erobern.
Experten rechnen damit, dass Russlands Staatschef Wladimir Putin nach der Evakuierung die Feuerkraft massiv erhöhen wird. Bereits Im Zweiten Tschetschenienkrieg rief Moskau 1999 die Zivilisten auf, Grosny zu verlassen. Wenig später wurde die Stadt flächendeckend bombardiert. Ähnliches ereignete sich 2016 in Syrien, als Russlands Armee die Rebellenhochburg Aleppo mit einem Bombenteppich überzog.
Quelle: ntv.de, mba/rts/dpa
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