Selenskyj sieht Ukraine auf Siegeskurs

  11 März 2022    Gelesen: 649
Selenskyj sieht Ukraine auf Siegeskurs

Präsident Selenskyj verkündet einen Wendepunkt im Angriffskrieg gegen die Ukraine: Militärisch komme das russische Militär keinen Zentimeter voran. Nicht ganz so optimistisch sind westliche Beobachter: Nach der Pannenserie stehe die Kreml-Armee vor einem Neustart, heißt es in London und Washington.

Nach Angaben des Beraters des ukrainischen Präsidenten haben die russischen Truppen in den vergangenen 24 Stunden keinen Boden gutgemacht. "Unser Gegner wurde in praktisch allen Richtungen durch Luftangriffe, Raketenbeschuss und Angriffe vom Boden gestoppt", sagt Olexii Arestowytsch. Die ukrainischen Truppen hätten in der Hauptstadt Kiew und nahe Charkiw im Osten Gegenangriffe ausgeführt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, sein Land sei auf Siegeskurs. Die Ukraine habe im Krieg mit Russland einen "strategischen Wendepunkt" erreicht. Es brauche noch Zeit und Geduld, bis der Sieg erreicht sei, sagte Selenskyj in einer TV-Ansprache. "Es ist unmöglich zu sagen, wie viele Tage wir noch brauchen, um ukrainisches Land zu befreien. Aber wir können sagen, dass wir es schaffen werden." Die internationale Gemeinschaft forderte er auf, ihre Sanktionen gegen Russland zu verschärfen.

Secret Service erwartet russisches Reset

Nach britischer Einschätzung stellt Russland derzeit seine Truppen neu auf. In seinem aktuellen Lagebericht spricht das britische Verteidigungsministerium davon, dass Moskau wahrscheinlich einen "Reset" vorbereite, um in den kommenden Tagen eine neue Offensive zu starten. "Diese wird womöglich Operationen gegen die Hauptstadt Kiew beinhalten", heißt es in dem kurzen Bericht. Demnach ist der britische Geheimdienst nach wie vor überzeugt, dass Russland seine Ziele bisher nicht erreicht hat: "Russische Truppen machen weiterhin nur geringe Fortschritte."

Das südukrainische Odessa steht möglicherweise ebenfalls vor einer Einkesselung: Die Hafenstadt könnte nach Angaben ihres Bürgermeisters Gennadii Truchanow von russischen Truppen an drei Fronten vom Land her eingekreist werden. Dann könnte Odessa vom Rest der Ukraine abgeschnitten sein. Zudem könnten vom Meer aus russische Landungsschiffe eingesetzt werden.

Zuvor war das US-Verteidigungsministerium zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen: Das russische Militär versucht nach Pentagon-Einschätzung ukrainische Städte einzuschließen - darunter auch die Hauptstadt Kiew. "Charkiw und Tschernihiw, Mariupol - wir sehen diese Bemühungen, einzukreisen und zu umzingeln", sagte ein ranghoher Beamter aus dem US-Verteidigungsministerium.

Militärexperte Masala erwartet russischen Teilerfolg

Der Militärexperte Carlo Masala erwartet trotz der militärischen Probleme Russlands, dass die Kampfhandlungen weitergehen werden. Russlands Präsident Wladimir Putin werde nun seine Strategie überdenken. Der Westen müsse sich darauf einstellen, dass der Kreml am Ende seine militärischen Ziele teilweise erreichen werde, sagte Masala, der an der Hochschule der Bundeswehr in München unterrichtet, in einem Podcast.

Die russische Strategie wirft unter westlichen Militärexperten reichlich Fragen auf. Der riesige Militärapparat wirkt schwerfällig, unkoordiniert und insgesamt wenig schlagkräftig. Das russische Vorgehen im Großraum Kiew sei "vereinzelt, limitiert und größtenteils erfolglos", fasste das US-Institut ISW die russischen Attacken zusammen. Es gebe bisher keine Anzeichen für eine grundlegende Reorganisation auf russischer Seite. Der russische Angriff wirke zunehmend planlos.

Ein Beispiel dafür war der mehr als 60 Kilometer lange Militärkonvoi, der tagelang vor Kiew feststeckte. Mittlerweile hat sich dieser weitgehend aufgelöst. Das zeigten aktuelle Bilder des privaten Satellitenunternehmens Maxar, berichtet die "New York Times". Zuvor war der Himmel über der Ukraine so wolkenverhangen, dass auf Aufnahmen tagelang nichts zu erkennen war. Nun sei die Fahrzeugkolonne, in der sich zwischenzeitlich viele Kilometer lange Lücken gebildet hatten, offenbar neu organisiert und verlagert worden.

Quelle: ntv.de, mau/rts


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