Das sind Russlands gefallene Generäle

  26 März 2022    Gelesen: 705
  Das sind Russlands gefallene Generäle

Binnen eines Monats verlieren in der Ukraine sieben russische Generäle ihr Leben. Was sind die Gründe für eine solch hohe Zahl? Wer waren diese Menschen? Unter welchen Umständen starben sie? Ein Überblick.

Innerhalb von vier Wochen seit dem Beginn der Invasion hat Russland nach ukrainischen Angaben bereits sieben Generäle verloren. Westliche Experten gehen davon aus, dass der Kreml im Krieg insgesamt 20 Generäle eingesetzt haben soll. Sollte das stimmen, wäre damit mehr als jeder Dritte bereits tot.

"Dies ist ein Zeichen für eine völlig unvorbereitete Armee", kommentierte Michailo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, vor wenigen Tagen die hohen Verluste ranghoher Offiziere des russischen Militärs. "Dies ist ein Zeichen für den schlechten Zusammenhalt der militärischen Einheiten, das Fehlen einer klaren Logistik und die mangelnde Vorbereitung auf den Kampf unter modernen Bedingungen", erklärte er weiter.

Ein US-Militärexperte hatte Anfang März in einem CNN-Interview gesagt, die russische Armee begehe in der Ukraine "wiederholt dieselben Fehler" und nutze unverschlüsselte Geräte zur Kommunikation, sodass sich der Standort der Nutzer orten lässt. Weiterer mögliche Gründe für die hohe Verluste könnten eine mangelnde Disziplin und eine niedrige Kampfmoral der russischen Truppen sein. "Die Truppen sind nicht so kontrollierbar, wie es die russischen Befehlshaber gerne hätten, so dass sie gezwungen sind, sich in der Ukraine direkt an der Kontaktlinie aufzuhalten, um die Lage zu kontrollieren", sagte der ukrainische Militärexperte Oleg Schdanow in einem Interview mit Radio Liberty.

Dem Experten zufolge ist die persönliche Rolle des Befehlshabers im russischen Militär extrem wichtig. "Der Tod eines Kommandanten, insbesondere unter lächerlichen Umständen, wenn er unter Beschuss geriet oder sich nicht an militärische Standards zur Gewährleistung der eigenen Sicherheit hielt, ist für die Soldaten sehr demoralisierend", sagte der Militärexperte.

Russland hat bislang nur den Tod von General Andrei Suchowetzki bestätigt. Die Ukraine spricht dagegen von sieben Getöteten. Wer waren sie? Und unter welchen Umständen kamen sie ums Leben? Ein Überblick.

Jakow Resanzew

Der Generalleutnant Jakow Resanzew wurde nach ukrainischen Angaben am 25. März bei einem Bombenangriff auf den Flugplatz in Tschornobajiwka in der besetzten Region Cherson im Süden der Ukraine getötet. Das teilte Präsidentenberater Oleksij Arestowytsch mit. Resanzew war seit August 2020 Kommandeur der 49. Armee des südlichen Militärbezirks Russlands, die in der südrussischen Stadt Stawropol stationiert ist. Vor dem Krieg in der Ukraine hatte Resanzew auch am russischen Militäreinsatz in Syrien teilgenommen.

Andrej Mordwitschew

Andrej Mordwitschew war der erste russische Generalleutnant, der im Ukraine-Krieg sein Leben verlor. Generalleutnant steht in der russischen Militärhierarchie höher als Generalmajor und ist einer der höchsten Ränge überhaupt. Mordwitschew, Kommandeur der 8. Armee des südlichen Militärbezirks, ist nach ukrainischen Angaben am 18. März ebenfalls bei einem Luftangriff auf den Flugplatz in Tschornobajiwka getötet worden.

Oleg Mitjaew

Am 16. März meldete der ukrainische Freiwilligenverband Regiment Asow den Tod eines russischen Generalmajors unweit der hart umkämpften Hafenstadt Mariupol. Das Regiment veröffentlichte auch ein Foto eines getöteten Mannes mit entsprechenden Schulterklappen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach an dem Tag von einem getöteten Generalmajor, nannte jedoch keinen Namen. Nach übereinstimmenden Medienberichten handelte es sich dabei um Oleg Mitjaew. In einem Interview mit dem Nachrichtenportal nv.ua am 17. März bestätigte Selenskyj-Berater Arestowytsch den Tod Mitjaews. Nach seinen Worten war der Generalmajor für "sehr grausame Behandlung der lokalen Bevölkerung" in den besetzten Gebieten bekannt.

Arestowytsch betonte auch, dass Mitjaew an der vordersten Frontlinie getötet worden sei. "Wahrscheinlich wollte er durch sein eigenes Beispiel zeigen, wie man kämpft. Weil seine Soldaten sich weigerten, in die Schlacht zu ziehen", sagte Arestowytsch im Interview.

Mitjaew war bereits in Syrien im Einsatz. Seit 2020 war er Befehlshaber der 150. Motorisierten Schützendivision gewesen, die vor dem Einmarsch in die Ukraine in der russischen Stadt Rostow im Süd-Westen Russlands stationiert war.

Andrej Kolesnikow

Am 11. März wurde der Befehlshaber der 29. Armee des Militärbezirks Ost, Generalmajor Andrej Kolesnikow, getötet. Das teilte der Berater des ukrainischen Innenministeriums, Anton Geraschtschenko, mit. Wo und unter welchen Umständen Kolesnikow ums Leben kam, wurde nicht bekannt gegeben.

Witali Gerassimow

Am 8. März teilte der ukrainische Militärgeheimdienst mit, dass bei den Kämpfen in der Nähe der Stadt Charkiw der Generalmajor Witali Gerassimow getötet worden sei. Gerassimow nahm am Zweiten Tschetschenienkrieg, der russischen Militäroperation in Syrien und an der Krim-Besetzung teil. Laut dem Investigativjournalisten Christo Grozev von der Rechercheplattform Bellingcat wird der Tod des Generals in einem abgehörten Telefonat zweier russischer Offiziere bestätigt. Zudem soll sein Tod durch eine russische Quelle bestätigt worden sein, schrieb Grozev auf Twitter.

Russland bestätigte den Tod Gerasimows nicht. Nach Angaben des russischen Oppositionspolitikers Leonid Wolkow fand jedoch am 15. März in Jekaterinburg eine Trauerzeremonie für Gerassimow statt. Wolkow veröffentlichte auch zwei Fotos, die die Zeremonie zeigen sollen.

Andrei Suchowetzki

Andrei Suchowetzki, stellvertretender Kommandeur der 41. kombinierten Waffenarmee des Zentralen Militärbezirks, ist der einzige russische General, dessen Tod in Russland offiziell bestätigt wurde. Über seinen Tod wurde auf der Website des Verbandes der russischen Fallschirmjäger und in den staatlichen russischen Medien berichtet. In der Gruppe der russischen Luftlandetruppen im sozialen Netzwerk VK hatte es am 4. März geheißen, die Beerdigung von Suchowetzki sollte am 5. März in Noworossijsk stattfinden.

Suchowetzki soll nach Medienberichten am 3. März bei Mariupol von einem Scharfschützen erschossen worden sein. Vor dem Krieg in der Ukraine war Suchowetzki auch an den russischen Feldzügen in Georgien und Syrien sowie an der Annexion der Halbinsel Krim beteiligt.

Magomed Tuschajew

Bei den Kämpfen um den Flugplatz Hostomel haben ukrainische Truppen bereits am 26. Februar nach eigenen Angaben eine tschetschenische Sondereinheit zerschlagen. Dabei sei auch der Kommandeur des 141. motorisierten Regiments der tschetschenischen Rosguard, General Magomed Tuschajew, getötet worden. Das berichtete die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine unter Berufung auf Quellen im Verteidigungsministerium in Kiew.

Menschenrechtsorganisationen zufolge war Tuschajew einer der führenden Berater des tschetschenischen Führers Ramsan Kadyrow und soll ihn bei den "Säuberungen" von LGBTI-Personen unterstützt haben. Kadyrow bestritt die Tötung von Tuschajew.

Quelle: ntv.de


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