Wirtschaftsweise: Können Gasembargo verkraften

  30 März 2022    Gelesen: 601
Wirtschaftsweise: Können Gasembargo verkraften

Täglich fließen mehrere Hundert Millionen Euro für Gasimporte von Deutschland nach Russland. Bislang lehnt die Ampelkoalition ein Gasembargo ab. Doch aus Fachkreisen mehren sich die Stimmen dafür - auch wenn es eine "Herausforderung" wäre.

In der Debatte über die Folgen eines möglichen Energieembargos gegen Russland hat die Ökonomin Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung, für entschlossenes Handeln plädiert. "Mich irritiert, dass ein Embargo allein mit Verweis auf den sich daraus ergebenden Wirtschaftseinbruch abgelehnt wird", sagte Grimm dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Entscheidend ist, ob ein Embargo ein geeignetes sicherheitspolitisches Mittel ist, um den Frieden in Europa wieder herzustellen und zu stabilisieren", sagte sie weiter. "Derzeit fließen permanent Devisen, was es der russischen Führung leichter macht, diesen Konflikt weiter zu befeuern."

Natürlich wäre ein Embargo für Deutschland mit massiven Einschnitten verbunden, räumte die Ökonomin ein. "Es würde eine Rezession auslösen, in der Größenordnung möglicherweise vergleichbar mit der Pandemie. Der Staat müsste unmittelbare Härten abfedern. Es wäre also herausfordernd", sagte sie. Aber den Konflikt wieder einzuhegen, sei aktuell "die entscheidende Herausforderung".

Deutschland könne sich einen Boykott und die Folgen leisten, betonte Grimm. "Ich teile die Einschätzung, dass wir damit zurechtkämen, wenn Putin sprichwörtlich den Hahn zudreht", sagte sie. Deutschland sei mit 60 Prozent Staatsschuldenquote in die Pandemie gegangen, jetzt seien es etwa 70 Prozent. "Da ist noch Spielraum. Den sollte man nutzen, wenn man glaubt, den Konflikt durch eine Einstellung der Zahlungen an Russland einhegen zu können", forderte Grimm. "Es ist strategisch nicht klug, wie bisher einfach zu zahlen."

Quelle: ntv.de, cls


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