Ukraine: 80 feindliche Soldaten getötet - Selenskyj lobt britische Hilfe

  10 April 2022    Gelesen: 503
  Ukraine: 80 feindliche Soldaten getötet - Selenskyj lobt britische Hilfe

Während Kiew keine Bewegung bei den Verhandlungen mit Moskau sieht, melden ukrainischen Streitkräfte die Tötung Dutzender Soldaten bei Angriffen auf russische Verbände. Nach dem Blitz-Besuch von Premier Johnson lobt Präsident Selenskyj die britische Unterstützung für die Ukraine.

Kiew: Keine Fortschritte bei Verhandlungen

Die Ukraine rechnet nicht mit einem baldigen Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin zu Friedensverhandlungen. "Zu sagen, dass sie sich in einer Woche, in zwei Wochen treffen werden - nein, das wird so nicht passieren", sagte Präsidentenberater Mychajlo Podoljak im ukrainischen Fernsehen. Die Ukraine bestehe weiter auf starke Sicherheitsgarantien und zahle dafür einen sehr hohen Preis, meinte Podoljak. "Ja, es ist hart, wir verlieren jeden Tag Menschen und Infrastruktur. Aber Russland muss sich von seinen imperialen Illusionen befreien."

Der ukrainische Chefunterhändler David Arachamija sagte, es gebe keine greifbaren Fortschritte. Für Kiew bleibe die territoriale Einheit eine rote Linie. "Wir werden keine Gebiete aufgeben, und wir werden nichts anerkennen", sagte er mit Blick auf die 2014 von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim und die ostukrainischen "Volksrepubliken" Luhansk und Donezk.

Selenskyj würdigt Besuch von Johnson

Unterdessen dankte Selenskyj dem britischen Premierminister Boris Johnson für seinen Besuch am Samstag in Kiew. Das Treffen mit Johnson zeige, dass es "keine Hindernisse für die Freiheit" gebe, sagte der Präsident. "Die Führungsrolle Großbritanniens bei unserer Unterstützung, insbesondere im Bereich der Verteidigung, und auch die Führungsrolle in der Sanktionspolitik - sie werden für immer in die Geschichte eingehen." Mit Johnson habe er auch über weitere finanzielle und verteidigungspolitische Hilfen für Kiew gesprochen.

London: Russische Armee nutzt Zivilisten als Schutzschilde

Nach Erkenntnissen des britischen Geheimdienstes gibt es nach dem russischen Abzug aus dem Norden der Ukraine Beweise, dass nicht am Kampfgeschehen beteiligte Menschen auf unverhältnismäßige Weise zur Zielscheibe geworden sind. Es gebe Massengräber, Geiseln seien als menschliche Schutzschilde gebraucht und zivile Infrastruktur vermint worden, teilte das britische Verteidigungsministerium auf Twitter mit.

Stoltenberg spricht von "neuer Realität"

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sieht das Verteidigungsbündnis in einem "grundlegenden Wandel". "Egal wann oder wie der Krieg in der Ukraine aufhört, der Krieg hat bereits langfristige Konsequenzen für unsere Sicherheit", sagte Stoltenberg der britischen Zeitung "Sunday Telegraph". "Was wir jetzt sehen, ist eine neue Realität, eine neue Normalität für die europäische Sicherheit." An diese "neue Realität" müsse sich die NATO nun längerfristig anpassen. Dafür sei ein "Reset" notwendig. Er erwarte Entscheidungen dazu beim NATO-Gipfel in Madrid Ende Juni, so Stoltenberg.

Ukraine: 80 Soldaten bei Gefechten getötet

In der Region Donezk geht der russische Beschuss weiter. Nach ukrainischen Angaben wurden dabei mindestens fünf Zivilisten getötet und fünf weitere verletzt. Auch im nordöstlichen Gebiet Charkiw habe die russische Artillerie am Samstag Siedlungen beschossen, teilten ukrainische Behörden mit. Dabei seien mindestens zwei Menschen getötet und ein Mensch verletzt worden.

Ukrainische Kräfte hätten bei Angriffen auf russische Truppen unter anderem 80 Soldaten getötet sowie drei Panzer und je ein Flugzeug und einen Hubschrauber zerstört. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Moskau: Hunderttausende Zivilisten nach Russland geflüchtet

Nach Militärangaben in Moskau sollen seit dem 24. Februar mehr als 700.000 Menschen aus den Separatistengebieten Donezk und Luhansk sowie anderen Teilen der Ukraine nach Russland evakuiert worden sein. Allein am Samstag hätten knapp 27.000 Menschen die umkämpften Regionen Richtung Russland verlassen, sagte Generaloberst Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium. Aus der seit Anfang März umkämpften südukrainischen Hafenstadt Mariupol seien 134.000 Menschen gerettet worden. Die Zahlen sind nicht unabhängig zu prüfen.

Ukraine verhängt Handelsembargo gegen Russland

Wegen der russischen Invasion stellte die Ukraine nun die Handelsbeziehungen mit Moskau komplett ein. "Das ist die juristische Verankerung der faktischen Einstellung der Handelsbeziehungen mit der Russischen Föderation vom 24. Februar", sagte Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko gemäß dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk. Die Regierung schätzt die Verluste Moskaus aus dem Boykott auf umgerechnet rund 5,5 Milliarden Euro. Ein Teilimportstopp für russische Waren gilt bereits seit 2015. Kiew transportiert aber weiter täglich mehr als 100 Millionen Kubikmeter russischen Erdgases nach Westen.

Das wird heute wichtig

In mehreren deutschen Städten sind pro-russische Demonstrationen und pro-ukrainische Gegenveranstaltungen geplant. So soll in Frankfurt eine Kundgebung unter strengen Auflagen stattfinden. Laut der Stadt werden bis zu 2000 Teilnehmer erwartet. Mehrere Gruppierungen rufen zu Gegendemonstrationen auf.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa


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