Kreml: 1026 Mariupol-Verteidiger haben sich ergeben

  13 April 2022    Gelesen: 639
  Kreml: 1026 Mariupol-Verteidiger haben sich ergeben

Seit Beginn der russischen Invasion wird Mariupol von Moskaus Truppen belagert. Inzwischen konzentrieren sich die Kämpfe in der Hafenstadt auf ein großes Industriegebiet. Nach Angaben des Kreml sollen dort nun Hunderte Verteidiger ihre Waffen gestreckt haben.

In der seit Wochen umkämpften südostukrainischen Hafenstadt Mariupol haben sich nach Angaben der russischen Regierung mehr als 1000 ukrainische Soldaten ergeben. 1026 Soldaten der 36. Marinebrigade hätten "freiwillig ihre Waffen niedergelegt und sich ergeben", erklärte das Vereidigungsministerium in Moskau an diesem Mittwoch. Einen Zeitpunkt nannte das Ministerium nicht. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gab es nicht.

Unter den Soldaten seien 47 Frauen und 126 Offiziere, führte das Ministerium weiter aus. Rund 150 seien verletzt und ins Krankenhaus von Mariupol gebracht worden. Die Soldaten hätten sich in der Nähe eines Stahlwerks ergeben. Russische Medien hatten zuletzt berichtet, dass rund 3000 ukrainische Kämpfer in Mariupol die Stellung halten würden.

In einer in der Nacht zum Mittwoch ausgestrahlten Reportage des russischen Fernsehsenders Rossija 24 war zuvor bereits von mehr als 1000 ukrainischen Soldaten die Rede gewesen, die sich ergeben hätten. Gezeigt wurden Männer in Tarnuniform, die Verletzte auf Tragen transportierten sowie andere, die offenbar in einer Höhle verhört wurden.

Nach Angaben der prorussischen Separatisten konzentrieren sich die Kämpfe in Mariupol auf das Stahlwerk "Asowstal" und auf den Hafen. "Es ist eine Stadt in der Stadt", beschrieb der Kommandeur der separatistischen Kräfte aus Donezk, Eduard Bassurin, das Industriegebiet. "Es gibt mehrere unterirdische Ebenen aus der Sowjetzeit, die man nicht von oben bombardieren kann, sondern unterirdisch säubern muss."

"Davon träumen die Russen"

Am Montag hatte der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj bekräftigt, die Verbindung zu den Verteidigern Mariupols sei nicht abgerissen. Gleichzeitig erklärte die 36. Marinebrigade der ukrainischen Truppen, sie bereite sich auf die "letzte Schlacht" vor. Der sicherheits- und außenpolitische Berater von Präsident Selenskyj, Ihor Zhovkva, trat noch gestern Spekulationen entgegen, wonach die ukrainische Armee Mariupol aufgeben müsse. "Die Stadt ist nicht verloren, und die Stadt wird nicht aufgegeben", sagte Zhovkva im Interview mit ntv. Teile der Stadt würden zwar von der russischen Armee kontrolliert, aber nicht die gesamte Stadt. "Davon träumen die Russen", meinte Zhovkva.

Mariupol wird seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar von der russischen Armee belagert. Inzwischen ist die einst 400.000 Einwohner zählende Stadt weitgehend zerstört, die humanitäre Lage katastrophal. Mindestens 20.000 Bewohner der Stadt wurden nach Schätzungen der ukrainischen Regionalbehörden getötet.

Nach dem Rückzug seiner Truppen aus der Region Kiew hatte Russland angekündigt, den militärischen Fokus verstärkt auf den Donbass zu richten. Ziel Moskaus ist laut Experten die Errichtung einer direkten Landverbindung zwischen der 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim und den von pro-russischen Separatisten kontrollierten Gebieten in den Regionen Luhansk und Donezk. Das am Asowschen Meer gelegene Mariupol gilt dabei als strategisch entscheidend.

Quelle: ntv.de, jpe/AFP/dpa


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