Selenskyj prophezeit großen Kampf im Osten - Putin ehrt mutmaßliche Kriegsverbrecher

  19 April 2022    Gelesen: 643
  Selenskyj prophezeit großen Kampf im Osten - Putin ehrt mutmaßliche Kriegsverbrecher

Laut ukrainischem Militär ist das russische Militär östlich der Ukraine zusammengezogen, die geplante Großoffensive der Invasoren habe bereits begonnen. Ähnlich soll es im dauerbelagerten Mariupol aussehen, dort haben sich die letzten Verteidiger und Zivilisten auf dem Gelände des Stahlwerks Asovstal verschanzt und befürchten einen Sturm russischer Truppen. Auch andere Landesteile geraten weiterhin unter russischen Beschuss. Russlands Präsident Putin ehrt indes die 64. Motorschützenbrigade, die im Verdacht steht, rund um Kiew Kriegsverbrechen begangen zu haben, für ihre "Verdienste" und ihren "Heldenmut". Die 53. Kriegsnacht im Überblick:

Großoffensive im Osten wird fortgesetzt

Dem ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge ist "ein sehr großer Teil" der russischen Armee für die Offensive im Osten konzentriert. Die Ukraine werde sich dem entgegenstellen. "Ganz gleich, wie viele russische Truppen dorthin getrieben werden: Wir werden kämpfen", versicherte der Präsident. Man werde sich verteidigen und nichts aufgeben. Kein Raketenangriff habe die Situation für Russland grundlegend verbessert, meinte Selenskyj. "Und wenn wir sie alle zusammen bewerten, kommen wir zu dem Schluss, dass sie strategischer Unsinn sind."

Fällt Mariupol?

In der belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine spitzt sich die Lage unterdessen weiter zu. Das Regiment "Asow" forderte die Einrichtung eines eigenen Korridors für die Evakuierung von Zivilisten. Nach Angaben des Stadtrats suchten mehr als 1000 von ihnen in Kellergewölben unterhalb der Fabrik Zuflucht Asovstal. Bei den dort untergekommenen Menschen handle es sich überwiegend um Frauen mit ihren Kindern sowie ältere Menschen, teilte der Stadtrat auf Telegram mit.

Auch Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk appellierte an Moskau, Fluchtkorridore von Mariupol nach Berdjansk zu öffnen. Sollte die russische Seite dies weiter verweigern, könnte dies Anlass für die spätere strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen wegen Kriegsverbrechen sein, warnte sie. Kommandeur Denys Prokopenko sagte in einer Videobotschaft, das Gelände des Stahlwerks Asovstal werde von russischen Truppen mit Artillerie, bunkerbrechenden Bomben und Raketen angegriffen.

Raketenbeschuss von Städten dauert an

Beim Beschuss der ostukrainischen Großstadt Charkiw wurden ukrainischen Angaben zufolge 3 Menschen getötet und 15 verletzt. "Die Granaten fielen direkt vor Häuser, auf Kinderspielplätze und in die Nähe von humanitären Hilfsstellen", teilte Gouverneur Oleh Synjehubow am Montagabend mit. Er warf der russischen Armee einen Angriff auf Zivilisten vor. Von unabhängiger Seite ließen sich die Angaben zunächst nicht prüfen. Aus der südukrainischen Stadt Mykolajiw wurden am Abend mutmaßliche Raketeneinschläge gemeldet. "In Mykolajiw kam es zu mehreren Explosionen. Wir sind dabei, die Situation zu untersuchen", teilte Bürgermeister Olexander Senkewytsch mit.

Aber auch die ukrainische Hauptstadt bleibt im Fokus. "Kiew war und bleibt ein Ziel des Aggressors", teilte Vitali Klitschko am Montagabend per Telegram mit. Er rate den geflohenen Einwohnern der Metropole dringend, lieber an einem sichereren Ort zu bleiben. "Aufgrund der militärischen Daten und der jüngsten Entwicklungen können wir nicht ausschließen, dass Kiew weiterhin von Raketenangriffen bedroht ist", meinte Klitschko. Auf einige Bezirke seien zuletzt Geschosse abgefeuert worden.

Putin ehrt mögliche Kriegsverbrecher

Nach dem Abzug russischer Truppen aus der ukrainischen Stadt Butscha hat Präsident Wladimir Putin Soldaten geehrt, die dort im Einsatz waren. Der Kremlchef würdigte die 64. Motorschützenbrigade am Montag in Moskau für besondere Verdienste, Heldentum und Tapferkeit, wie der Kreml mitteilte. Die Bilder getöteter ukrainischer Zivilisten aus der Vorortgemeinde der Hauptstadt Kiew hatten Anfang des Monats rund um die Welt für Entsetzen gesorgt.

Ukraine übergibt EU-Fragebogen

Der ukrainische Präsident Selenskyj übergab unterdessen den beantworteten Fragebogen für einen EU-Beitritt seines Landes an die Europäische Union. Dies teilte der EU-Botschafter in Kiew, Matti Maasikas, am Montagabend mit. Der Diplomat aus Estland sprach auf Twitter von einem "weiteren Schritt der Ukraine auf dem Weg in die EU". Selenskyj selbst sprach von einem "historischen Ereignis". "Und wir erwarten, dass die europäische Antwort schnell erfolgen wird", sagte er.

Biden spricht mit Verbündeten

US-Präsident Joe Biden plant trotz eines Appells seines ukrainischen Kollegen Selenskyj derzeit keinen Besuch in der Ukraine. Es gebe keine solchen Pläne, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, am Montag in Washington. Die US-Regierung konzentriere sich darauf, dem von Russland angegriffenen Land militärische Ausrüstung zukommen zu lassen.

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Quelle: ntv.de, als/dpa/AFP


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