Angeblich 1000 Soldaten in Stahlwerk verschanzt

  10 Mai 2022    Gelesen: 562
  Angeblich 1000 Soldaten in Stahlwerk verschanzt

Für das ukrainische Militär ist das Asow-Stahlwerk die letzte Bastion im von russischen Truppen zerstörten Mariupol. Noch immer sollen sich in dem Industriekomplex Hunderte Soldatinnen und Soldaten aufhalten. "Die Situation verschlimmert sich täglich", sagt die Vize-Regierungschefin.

In dem von russischen Truppen belagerten Industriekomplex Asow-Stahl in Mariupol befinden sich nach Angaben der ukrainischen Regierung noch mehr als 1000 ukrainische Soldatinnen und Soldaten. "Hunderte sind verletzt", sagte die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk. Einige der Soldatinnen und Soldaten seien "schwer verletzt" und müssten "dringend" aus dem Stahlwerk herausgeholt werden, sagte Wereschtschuk. "Die Situation verschlimmert sich täglich."

Sie wies zudem Angaben von zwei örtlichen Behördenvertretern zurück, wonach sich noch rund 100 Zivilisten in dem Werk aufhalten sollen. "Das stimmt nicht", sagte sie. Der Chef des Asow-Regiments habe gegenüber ukrainischen Regierungsvertretern und einem UN-Vertreter "offiziell erklärt", dass "kein Zivilist, keine Frau, kein Kind oder alter Mensch mehr in Asow-Stahl ist".

Unterdessen berichteten die letzten ukrainischen Kämpfenden vor Ort über schweren Beschuss durch russische Truppen. Die ganze Nacht lang sei das Gelände aus der Luft angegriffen worden, sagte der Vizekommandeur des Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar, der Zeitung "Ukrajinska Prawda". Es gebe viele Schwerverletzte. Sie müssten dringend in Sicherheit gebracht werden, forderte er.

Das Asow-Stahlwerk ist die letzte Bastion des ukrainischen Militärs im zerstörten Mariupol. In dem weitläufigen Industriekomplex mit vielen unterirdischen Anlagen hatten sich nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine über mehrere Wochen auch Hunderte Zivilisten verschanzt. Am Wochenende teilte Wereschtschuk nach einer Reihe von Evakuierungsaktionen dann mit, alle "Frauen, Kinder und älteren Zivilisten" seien aus dem Komplex herausgeholt worden.

"Nicht aufhören, bis wir alle unsere Leute herausholen"

Obwohl es laut den Angaben des Asow-Regiments und von Wereschtschuk angeblich keine Zivilisten mehr in dem Stahlwerk geben soll, appellierte die Vize-Regierungschefin an alle internationalen Organisationen, den Druck auf Russland zu erhöhen, damit es die Evakuierung von Schwerverletzten und nicht zum Militär gehörendem medizinischen Personal zulasse sowie von anderen "Menschen, die nach der Genfer Konvention keine Kämpfer sind".

Als Zivilperson gilt laut Definition eine Person, die während eines bewaffneten Konflikts keinem Militär oder sonstigen Kampforganisationen angehört. Ob und wenn ja, wie viele, Zivilisten sich noch im Stahlwerk aufhalten, lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Die Türkei sei "bereit", Evakuierungsmaßnahmen im Asow-Stahlwerk vom Meer aus zu unterstützen, sagte Wereschtschuk. Dies könne angesichts der vielen im Werk verbliebenen Menschen "rund eine Woche" dauern. Es müsse "Vereinbarungen und Garantien geben, dass Russland nicht anfängt zu schießen", sagte sie.

Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak hatte am Sonntag mit Blick auf das Asow-Stahlwerk in Online-Netzwerken erklärt, Kiew werde "nicht aufhören, bis wir alle unsere Leute herausholen". Das Stahlwerk in Mariupol hat eine symbolische Bedeutung mit Blick auf den Kriegsverlauf bekommen. Die endgültige Einnahme der südukrainischen Hafenstadt mit einst mehr als 400.000 Einwohnern wäre ein strategisch wichtiger Sieg für die russische Armee, da sie Russland die Herstellung einer direkten Landverbindung zur annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim ermöglichen würde.

Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa


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