Russlands Offensivbemühungen in der Ukraine sind an vielen Punkten der Front ins Stocken geraten. Anders sieht die Situation im Raum Sjewjerodonezk und Lyssytschansk im Gebiet Luhansk aus. Hier treibt Moskau seine Donbass-Offensive beharrlich voran. Seit Tagen liegen die beiden Zwillingsstädte unter russischem Dauerfeuer. Laut dem US-Militärinstitut ISW stoßen Truppen Moskaus von Norden, Westen und Osten auf die Stadt zu.
"Die Russen löschen Sjewjerodonezk wie Mariupol aus. In den Vororten der Stadt laufen Kämpfe", teilte der ukrainische Militärgouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj am Wochenende auf Telegram mit. Zugleich wies er Aussagen von Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu, kurz vor der kompletten Einnahme der Region Luhansk zu stehen, als "Unsinn" zurück. Schoigu habe keinen Überblick mehr über die Lage seiner eigenen Streitkräfte.
Ziel der russischen Armee scheint es, die ukrainischen Verbände rund um Sjewjerodonezk und Lyssytschansk vom Nachschub aus dem Donezker Gebiet abzuschneiden und einzukesseln. Am Samstag wurde dabei ukrainischen Angaben zufolge gezielt eine Brücke über den Siwerskyj Donez zwischen den beiden Städten mit 240-Millimeter-Mörsern zerstört.
Wie gefährlich die Situation für die ukrainischen Truppen im Frontbogen ist, zeigen die Berichte des ISW. Demnach stoßen Moskaus Kräfte auch von der südlich von Sjewjerodonezk gelegenen Stadt Popasna langsam aber sicher nach Westen und Norden vor. Damit bedrohen die Kreml-Truppen die wichtige Nachschubtrasse, die die Stadt Bachmut mit Sjewjerodonezk und Lyssytschansk verbindet. Eine Unterbrechung der Versorgungslinie würde die Verteidiger vor ernste Probleme stellen.
Der ukrainische Generalstab bestätigte zuletzt andauernde Gefechte um die Ortschaften Toschkiwka, Komyschuwacha, Trypillya im Raum Popasna. Behauptungen russischer Quellen, wonach Truppen Moskaus die dortigen Verteidigungslinien durchbrochen hätten, konnten die Experten des ISW allerdings nicht bestätigen.
Sjewjerodonezk und Luhansk haben sowohl für Moskau als auch für Kiew eine hohe symbolische Bedeutung. Die beiden Städte sind die letzten in der Region Luhansk, die noch von der Ukraine kontrolliert werden. Trotz der schwierigen Lage zeigte sich Gouverneur Hajdaj optimistisch: "Unsere Truppen bekommen ausländische Waffen, bewaffnen sich neu, beziehen neue Stellungen - und ich glaube, dass wir im Juni zum Gegenangriff übergehen können."
Quelle: ntv.de, jpe/dpa
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