Die russischen Streitkräfte versuchen laut der ukrainischen Regierung, mit heftigen Bombardierungen Schlüsselpositionen im Osten der Ukraine zu erobern. Die Lage im Donbass sei sogar "extrem schwierig", da die Russen versuchten, "alles Lebende zu eliminieren", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht. Russland versucht demnach die Städte Sewerodonezk und Lyssytschansk einzukreisen. Das Verteidigungsministerium berichtete von heftigen Kämpfen um Bachmut.
Der Fall von Bachmut in der Region Donezk würde den russischen Truppen die Kontrolle über einen entscheidenden Knotenpunkt verschaffen, der derzeit als Kommandozentrale für einen Großteil der ukrainischen Kriegsanstrengungen im Osten dient. "Wir haben einen Punkt erreicht, an dem wir dabei sind, Evakuierungen zur Pflicht zu machen", erklärte der Leiter der Militärverwaltung von Bachmut, Serhij Kalian.
Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gajdaj, berichtete hingegen von so schwerem Beschuss in Sewerodonezk, dass Evakuierungen unmöglichen seien. "Eine solche Dichte des Beschusses wird es uns nicht erlauben, die Menschen in aller Ruhe zu sammeln und sie zu holen", erklärte er auf Telegram.
Im Süden schien die Front hingegen stabil zu sein, auch wenn die Ukrainer Gewinne für sich beanspruchen. Das ukrainische Südkommando berichtete in der Nacht von einem "Vorstoß" seiner Divisionen "durch die Region Mykolajiw in Richtung der Region Cherson". Die Ukrainer beschuldigten die russischen "Besatzer" zudem, fliehende Zivilisten durch Minen, Bomben und Schüsse zu töten.
Berater: "Hauptziel in Mariupol erreicht"
Trotz des Falls der Hafenstadt Mariupol sieht derweil ein Berater des ukrainischen Verteidigungsministers das militärische Hauptziel dort als erreicht an. "Das Hauptziel wurde erreicht in Mariupol. Es war, die russischen Gruppierungen zurückzuhalten, (...) mehr als 20.000 russische Soldaten. Und das wurde möglich gemacht dank der Heldentaten der Verteidiger von Mariupol und der Verteidiger, die später in Asowstal waren", sagte Jurij Sak in der ARD. Dadurch hätten die russischen Truppen keine anderen Gebiete im Osten der Ukraine erobern können.
Die Soldaten von Asowstal hätten den Ukrainern Zeit gegeben, sich neu zu gruppieren und mehr Militärhilfe von ihren internationalen Partnern zu erhalten. "Aus dieser Perspektive wurde das Ziel erreicht", so Sak. Die letzten ukrainischen Kämpfer im Asow-Stahlwerk in Mariupol hatten sich in der vergangenen Woche ergeben.
Die Ukraine werde den Krieg als gewonnen ansehen, wenn sich die russischen Truppen an die Grenzen zurückzögen, die vor dem 24. Februar gültig waren, sagte Sak. "Dieser Aggressionskrieg gegen die Ukraine hat natürlich 2014 angefangen, als Russland die Halbinsel Krim annektiert hat", so der Berater weiter. Eine Rückgabe der Krim müsse daher auch Teil von Verhandlungen sein. Das Hauptziel sei zunächst jedoch, das Gebiet zu befreien. "Der Rest der Ziele kann dann diplomatisch verhandelt werden."
Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa
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