"Stecken Sie Ihren Kopf in ein Tiefkühlregal"

  20 Juli 2022    Gelesen: 603
  "Stecken Sie Ihren Kopf in ein Tiefkühlregal"

Als ukrainischer Botschafter in Deutschland pfeift Andrij Melnyk auch nach seiner Abberufung auf diplomatisches Feingefühl, nun lässt er seiner Wut erneut freien Lauf: Auf Twitter beschimpft er Sachsens Landeschef Kretschmer aufs Heftigste, nachdem der CDU-Politiker einen Dialog mit Russland gefordert hat.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat mit scharfer Kritik auf Äußerungen des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer reagiert, wonach Deutschland eine Vermittlerrolle im Krieg Russlands gegen die Ukraine einnehmen müsse. "Wir müssen dafür eintreten, dass dieser Krieg eingefroren wird", hatte Kretschmer am Dienstag gesagt. Melnyk entgegnete auf Twitter an Kretschmer gerichtet: "Die Ukrainer treten dafür ein, dass Sie Ihren Kopf in ein Tiefkühlregal stecken, um Ihre heißen Russland-Fantasien einzufrieren. Ihre ewige Anbiederung an Kriegsverbrecher Putin ist ekelerregend."

Kretschmer hatte gesagt, dass Deutschland gemeinsam mit Frankreich, den USA und anderen Ländern eine zentrale Rolle bei der Lösung des Konfliktes spielen könne. Das bedeute aber nicht, dass die Ukraine auf Territorien verzichten soll, so Kretschmer. Der Krieg Russlands sei ein Unrecht und Verbrechen. Man müsse aber erkennen, dass der Krieg die gesamte Welt und Europa in besonderem Maße ins Chaos gestürzt habe. Wenn er so weitergehe, drohe man die wirtschaftliche Kraft zu verlieren, die nötig sei, um die Sicherheit zu organisieren und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Kritik an dieser Sichtweise kam nicht nur von Melnyk. Auch FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai sagte der "Bild"-Zeitung zu Kretschmers Worten: "Gott sei Dank ist dieser Mann nicht verantwortlich für unsere Außenpolitik." Der sächsische Regierungschef habe "offensichtlich bis zum heutigen Tag nicht verstanden, wie gefährlich Russland ist und wie wichtig die Unterstützung für die Ukraine". Der Berliner CDU-Landeschef Kai Wegner schrieb auf Twitter: "Wie Michael Kretschmer wünschen wir uns alle Frieden, Freiheit und Sicherheit in der Welt. Aber auch Michael Kretschmer weiß, dass dies mit dem Kriegstreiber und Kriegsverbrecher Putin nicht möglich ist."

Es ist nicht das erste Mal, dass Kretschmer einen Dialog mit Russland fordert. Zuletzt Anfang Juli hatte er dem Magazin "Spiegel" gesagt, um den "barbarischen und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg" Russlands schnellstmöglich zu beenden, seien auch Gesprächsversuche mit dem Kreml unverzichtbar - "aus eigener Stärke und mit klaren Botschaften". Deutschland und der Westen bräuchten darüber hinaus eine langfristige Russlandstrategie. Bijan Djir-Sarai hatte ihm zu diesem Zeitpunkt noch insofern zugestimmt, dass es "richtig und wichtig" sei, "solche Kanäle offenzuhalten" - auch wenn einem die Gesprächspartner nicht gefielen.

Quelle: ntv.de, jug/dpa


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