Getreideausfuhr in ukrainischen Häfen angelaufen

  27 Juli 2022    Gelesen: 519
  Getreideausfuhr in ukrainischen Häfen angelaufen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine Ende Februar finden Kiew und Moskau erstmals einen Kompromiss. Die Kriegsparteien vereinbaren die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide aus ukrainischen Häfen - eine logistische Mammutaufgabe.

Die drei für die Getreideausfuhr bestimmten Häfen der Ukraine haben nach Angaben der Marine ihre "Arbeit wieder aufgenommen". Die Häfen von Odessa, Tschornomorsk und Piwdenny seien wieder in Betrieb, auch wenn für die Sicherheit der Konvois noch einiges zu tun übrig bleibe, erklärte die ukrainische Marine. Die Ukraine und Russland hatten am vergangenen Freitag zwei separate, aber inhaltlich identische Abkommen unterzeichnet, welche die Wiederaufnahme der Ausfuhr von Getreide über das Schwarze Meer regeln.

Die Ukraine und Russland verpflichten sich darin, sichere Korridore für die Frachtschiffe zu respektieren und dort auf militärische Aktivitäten zu verzichten. Bei der Abfahrt aus der Ukraine sollen die Frachtschiffe von ukrainischen Militärbooten begleitet werden.

Das Abkommen gilt zunächst für vier Monate. Wenn pro Monat etwa acht Millionen Tonnen Getreide ausgeführt werden können, würden vier Monate ausreichen, um das derzeit blockierte Getreide in einer Größenordnung von 25 Millionen Tonnen auszuführen.

In Istanbul wurde am Mittwoch derweil das im Abkommen vorgesehen Koordinationszentrum eröffnet. Dort sollen Vertreter der Ukraine und Russlands sowie der Türkei und der Vereinten Nationen künftig gemeinsam den Fahrplan für die Frachtschiffe durch das Schwarze Meer festlegen.

"Wird zu gewisser Überlastung führen"

Die Getreideexporte werden die maritime Logistik aus Sicht des internationalen Reederverbandes Bimco allerdings vor eine beispiellose Herausforderung stellen. Weil die drei ukrainischen Häfen Odessa, Tschornomorsk und Juschnyj "in den letzten fünf Jahren noch nie eine so große Menge Getreide umgeschlagen haben", könnten sich die geplanten Exporte als Herausforderung erweisen, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes in Bagsværd. "Selbst wenn die Hafenlogistik beschleunigt wird, um die Exporte zu beschleunigen, wird die Notwendigkeit, die Schiffe in die Häfen hinein und aus ihnen heraus zu eskortieren, wahrscheinlich zu einer gewissen Überlastung führen", sagte Bimco-Analyst Niels Rasmussen.

Als "ein wesentliches Hindernis für die ukrainischen Getreideexporte" bewertet Bimco-Analyt Rasmussen zudem die hohen Transportrisiken und entsprechend hohe Versicherungsprämien. "Damit die Verschiffung ukrainischen Getreides attraktiv ist, sind hohe Raten erforderlich, um die risikobedingten Kosten zu mindern", sagte er. "Russlands jüngste Raketenangriffe auf Häfen wie Odessa werden die Unsicherheit und Ungewissheit bei Operationen im Schwarzen Meer noch verstärken."

Die Ukraine zählt zu den wichtigsten Getreideexporteuren der Welt. Wegen des Krieges können noch etwa 20 Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine nicht exportiert werden. Die Nahrungsmittel werden vor allem in Asien und Afrika dringend benötigt. Die Vereinten Nationen warnten zuletzt schon vor der größten Hungerkrise seit Jahrzehnten.

Quelle: ntv.de, mba/AFP/dpa


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