Ex-Kreml-Beamter liegt auf Intensivstation

  01 Auqust 2022    Gelesen: 398
  Ex-Kreml-Beamter liegt auf Intensivstation

Kurz nach Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine tritt der Kreml-Beamte Anatoli Tschubais zurück. Berichten zufolge soll er mit dem Überfall auf das Nachbarland nicht einverstanden gewesen sein. Monate später muss er plötzlich während seines Urlaubs ins Krankenhaus.

Der nach Beginn des Ukraine-Kriegs zurückgetretene prominente Kreml-Beamte Anatoli Tschubais wird laut Medienberichten mit schweren gesundheitlichen Problemen in Europa in einem Krankenhaus behandelt. "Das ist natürlich eine traurige Nachricht, wir wünschen ihm baldige Genesung", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Angaben der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" zufolge wird Tschubais in einer Klinik auf der Mittelmeerinsel Sardinien behandelt, wo er zuvor Urlaub gemacht haben soll.

Am Sonntag hatte die prominente russische Moderatorin und frühere Präsidentenkandidatin Xenia Sobtschak unter Berufung auf Tschubais' Familie geschrieben, der 67-Jährige sei in "nicht stabilem Zustand" auf eine Intensivstation gebracht worden. "Ihm wurde schlecht. Seine Arme und Beine erlahmten plötzlich." Sobtschaks Angaben zufolge wurde der Raum, in dem sich Tschubais zuletzt aufhielt, von "Spezialisten in Chemie-Schutzanzügen" untersucht.

Nicht einverstanden mit Überfall auf Ukraine?

Angesichts dieser Beschreibungen entbrannten in sozialen Netzwerken Spekulationen darüber, ob der einstige Vertraute von Russlands Präsident Wladimir Putin möglicherweise vergiftet worden sein könnte. Auch die "Repubblica" schrieb, es werde einem Vergiftungsverdacht nachgegangen. Mögliche Ursache von seines Unwohlsein könne aber auch eine seltene Nervenkrankheit sein, hieß es.

Tschubais selbst gehe davon aus, dass er an dem Guillain-Barré-Syndrom erkrankt sei, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen. Die seltene Autoimmun-Krankheit, bei der das Nervensystem angegriffen wird, kann lebensbedrohliche Probleme wie schwere Atembeschwerden und Blutgerinnsel verursachen. Ein europäischer Geheimdienst sei dabei, den Fall zu prüfen, sagte einer der Insider. Bislang lägen keine Erkenntnisse vor. Die Insider gehen jedoch nicht von einer Vergiftung aus.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Fälle von vergifteten Kremlgegnern - darunter der bekannte russische Oppositionelle Alexej Nawalny, der 2020 nur knapp einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebte. Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch äußerte sich nun auch direkt zu dem erkrankten Tschubais: "Das also ist der Ruf des Kremls: Niemand hat größere Zweifel daran, dass Tschubais vergiftet wurde", schrieb sie auf Twitter.

Tschubais hatte das Amt als Kreml-Sonderbeauftragter, das er 2020 übernahm, Ende März dieses Jahres niedergelegt - rund einen Monat nach Russlands Einmarsch in die Ukraine. Er gilt als Architekt der postkommunistischen Reformen in Russland. Medienberichten zufolge war er mit Putins Krieg nicht einverstanden. Aus dem Kreml hieß es damals lediglich, Tschubais sei "auf eigenen Wunsch" gegangen.

Quelle: ntv.de, ses/dpa/rts


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