EU sorgt sich nach Importstopp russischer Kohle

  11 Auqust 2022    Gelesen: 640
  EU sorgt sich nach Importstopp russischer Kohle

Ab jetzt gilt: EU-Staaten dürfen keine Kohle mehr aus Russland importieren. Die Suche nach Alternativen läuft auf Hochtouren, denn der Anteil von Kohlestrom nimmt - auch wegen des Ukraine-Kriegs - zu.

Seit diesem Donnerstag dürfen die EU-Länder keine Kohle mehr aus Russland importieren. Der Importstopp ist Teil der Sanktionen wegen des Angriffs auf die Ukraine, auf die sich die Mitgliedstaaten in mehreren Schritten geeinigt hatten. Das Kohle-Einfuhrverbot war die erste Maßnahme im Energiebereich und wurde im April beschlossen. Kohle ist als Klima-Killer ohnehin verschrien - ganz so einfach wird der Verzicht aber dennoch nicht.

Zwischen 1990 und 2020 hat der Kohleverbrauch in der EU zwar um zwei Drittel abgenommen. Die heimische Kohleförderung ist im selben Zeitraum allerdings deutlich schneller zurückgegangen. Die Differenz gleichen Importe aus - besonders aus Russland. Bis vergangenes Jahr importierte die EU 45 Prozent ihrer Kohle aus Russland, im Wert von vier Milliarden Euro pro Jahr. Damit ist nun Schluss. Laut Bundeswirtschaftsministerium dürfen bereits seit dem 9. April - dem Tag nach der EU-Einigung auf das Kohle-Embargo - keine neuen Verträge mehr zur Kohle-Einfuhr aus Russland abgeschlossen werden. Bestehende Verträge durften demnach noch bis Mittwoch "ausgeführt werden".

Bund will Kohlekraftwerke wieder hochfahren

Zugleich beschloss die Bundesregierung jedoch, angesichts einer drohenden Energiemangellage alte Kohlekraftwerke vorübergehend wieder ans Netz zu nehmen. Auch andere Länder wie Österreich und Italien wollen wieder verstärkt Kohle einsetzen. In Deutschland stieg laut der Analysefirma Rystad Energy der aus Kohle erzeugte Strom in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um 20 Prozent. Die Europäer sehen sich derzeit nach alternativen Kohle-Lieferanten um, etwa die USA, Australien und Indonesien. Deutschland bezieht laut Wirtschaftsministerium nun mehr des fossilen Brennstoffs aus Südafrika und Kolumbien.

Für einige könnte es dennoch problematisch werden, allen voran für Polen. Das Land ist bei der Energieproduktion bis heute hochgradig abhängig von der Kohle. Es fördert den Rohstoff zwar auch selbst, die Importe kamen bislang aber vorwiegend aus Russland. Warschau hatte bereits Mitte April ein eigenes Importverbot für russische Kohle verhängt, woraufhin es zu Engpässen und massiven Preissteigerungen kam. Eine Tonne Kohle kostet heute vier Mal so viel wie vor einem Jahr. Mittlerweile wurden die Preise gedeckelt und die Einkäufe für Privatverbraucher rationiert. Die polnische Regierung beteuerte, sie werde Lieferungen aus anderen Ländern sicherstellen. Die begrenzten Kapazitäten der Häfen, Eisenbahnen und Wasserwege erschweren dies jedoch, und die Sorge um die Versorgung im Winter steigt. Eine einmalige Beihilfe für mit Kohle heizende Haushalte ist geplant.

Quelle: ntv.de, als/AFP


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