Das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) hält eine neue russische Offensive im Donbass für möglich, um die ukrainische Gegenattacke im Süden des Landes zu bremsen. Die russische Armee habe ihre Angriffe bei Sewersk im Nordosten der Region Donezk Anfang August spürbar zurückgefahren, berichtet die Denkfabrik in ihrer jüngsten Analyse des Kriegsgeschehens. Seit 11. August würden wieder deutlich mehr Angriffe verzeichnet.
"Das könnte zusammen mit den anhaltenden Attacken bei Bachmut ein Versuch sein, ukrainisches Material und Personal zur Verteidigung in den Donbass zu locken", schreiben die Militärexperten - mutmaßlich aus dem Süden, wo die ukrainischen Streitkräfte alle Voraussetzungen für eine wirksame Gegenoffensive geschaffen hätten. Eine Rolle für die neue Taktik könnte demnach auch spielen, dass Moskau von den Misserfolgen der vergangenen Tage ablenken wolle.
Zuletzt hatte der britische Geheimdienst gemeldet, dass die Ukraine in der Region Cherson erfolgreich die wichtigsten russischen Nachschublinien außer Kraft gesetzt habe. Demnach sind die wichtigsten Straßenbrücken über den Dnipro nicht mehr für größere Lieferungen nutzbar. Auch eine wichtige Eisenbahnbrücke über den Fluss und eine wichtige Bahnverbindung, die von der annektierten Krim in die Region führt, sollen nach ukrainischen Angriffen unterbrochen sein. Tausende russische Truppen, die auf der Westseite des Dnipro stationiert sind, könnten somit von weiteren Nachschublieferungen abgeschnitten sein. Auf der Halbinsel im Schwarzen Meer selbst ereigneten sich unter der Woche mehrere Explosionen auf einer russischen Militärbasis.
Heftige Kämpfe im Osten
Gleichzeitig hatten sowohl das russische Verteidigungsministerium als auch das ukrainische Militär schwere Gefechte im Gebiet Donezk bestätigt. Das Ministerium in Moskau teilte im Zuge dessen mit, dass der Donezker Vorort Pisky im Nordwesten der Großstadt endgültig eingenommen sei. Das ukrainische Militär widersprach: In Pisky werde weiter heftig gekämpft, teilte der Generalstab mit. "Die Besatzer versuchen, die Verteidigungslinien unserer Truppen in Richtung Olexandropol, Krasnohoriwka, Awdijwka, Marjinka und Pisky zu durchbrechen", hieß es.
Russland hat am 24. Februar die Ukraine überfallen und hält derzeit einschließlich der 2014 annektierten Halbinsel Krim etwa ein Fünftel des Nachbarlandes besetzt, darunter die Regionen Luhansk, Cherson und weite Teile des Gebiets Saporischschja. Die Ukraine fordert vom Westen dringend schwere Waffen, um den russischen Vormarsch zu stoppen und Gebiete zurückzuerobern.
Quelle: ntv.de, chr
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