Selenskyj erwartet verstärkte Angriffe

  21 Auqust 2022    Gelesen: 554
  Selenskyj erwartet verstärkte Angriffe

In drei Tagen feiert die Ukraine ihren Nationalfeiertag. Kiew warnt, Russland könnte "etwas besonders Bösartiges" planen. In Charkiw sollen die Menschen deshalb den ganzen Tag in ihren Wohnungen bleiben. Derweil blickt Europa weiter besorgt auf das AKW Saporischschja.

Die ukrainische Regierung erwartet verstärkte russische Angriffe im Vorfeld der Feierlichkeiten zum ukrainischen Unabhängigkeitstag am 24. August. "Wir müssen uns alle bewusst sein, dass Russland in dieser Woche versuchen könnte, etwas besonders Hässliches, etwas besonders Bösartiges zu tun", sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Die Ukrainer dürften nicht zulassen, dass Moskau rund um den 31. Jahrestag der Unabhängigkeit von der Sowjetherrschaft Mutlosigkeit und Angst verbreite. Der 24. August markiert auch den Beginn der russischen Invasion der Ukraine vor sechs Monaten.

Russland könnte den Unabhängigkeitstag für besondere Brutalität nutzen, warnte der Staatschef. "So ist unser Feind. Schon in jeder anderen Woche dieses halben Jahres hat Russland so etwas Ekelhaftes und Grausames ständig getan", sagte Selenskyj. Unter anderem verwies er auf den "russischen Terror" im Gebiet Charkiw und im Donbass, wo es täglich Raketen- und Artillerieangriffe gibt.

In Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, soll am 24. August den ganzen Tag eine Ausgangssperre gelten. "Bleiben Sie zu Hause und beachten Sie die Warnungen", schrieb der Gouverneur der Region. In der Stadt im Nordosten des Landes gilt normalerweise nur eine nächtliche Ausgangssperre. Charkiw wird regelmäßig von Russland beschossen.

Selenskyj rief seine Landsleute mit Blick auf fast ein halbes Jahr Kampf gegen die russische Invasion zum Zusammenhalt auf. "Für den Sieg der Ukraine müssen wir kämpfen, es gibt noch viel zu tun, wir müssen standhalten und noch viel ertragen, leider auch viel Schmerz." Der Staatschef sagte auch, dass er in Kiew nächste Woche Besuch von Partnern erwarte. "Der Krieg hat alles verändert für die Ukraine, für Europa und für die Welt." Ziel Russlands sei es, das Land zu erniedrigen und Angst und Konflikt zu verbreiten. Deshalb dürfe sich niemand dem Druck beugen und Schwäche zeigen, betont er. "Deshalb halten wir zusammen, helfen einander, bauen das Zerstörte wieder auf und kämpfen für unsere Leute."

AKW laut russischen Besatzern erneut unter Beschuss

Derweil beschuldigte Russland die ukrainischen Streitkräfte erneut, das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk (AKW) Saporischschja mit Artillerie beschossen zu haben. Kritische Objekte seien aber nicht getroffen worden, hieß es am Samstag in einer Mitteilung der russischen Militärverwaltung in der Stadt Enerhodar, wo Europas größtes Kernkraftwerk steht.

Die NATO-Munition sei vom gegenüberliegenden Ufer des Dnipro-Flusses abgefeuert worden und auf dem Gelände des AKW eingeschlagen - in unmittelbarer Nähe eines Verwaltungsgebäudes, hieß es. Vier Geschosse seien registriert worden. Die Angaben sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, das AKW zu beschießen und Provokationen zu planen.

Die Ukraine ihrerseits warf den russischen Streitkräften vor, ein Wohngebiet in der Nähe des zweitgrößten Atomkraftwerks des Landes beschossen zu haben. Der Gouverneur der Region Mykolajiw, Vitali Kim, erklärte am Samstag, beim Beschuss des Wohngebiets in der südukrainischen Stadt Wosnessensk seien auch vier Kinder verletzt worden. Insgesamt stieg die Zahl der Verletzten nach Angaben des ukrainischen Militärs auf vierzehn.

Wosnessensk liegt etwa 20 Kilometer entfernt von dem Atomkraftwerk in Piwdennoukrainsk. Der russische Angriff in der 30-Kilometer-Zone um das Kraftwerk sei "ein weiterer zynischer Akt des Nuklearterrorismus", erklärte der ukrainische Kraftwerksbetreiber Energoatom auf Telegram. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Geschosse in Richtung des Kraftwerks abgefeuert wurden. Das russische Militär habe bereits Anfang März versucht, das AKW zu erobern, fügte der Betreiber hinzu.

Quelle: ntv.de, hul/rts/dpa/AFP


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