Ist Schoigu der Nächste auf Putins Abschussliste?

  29 Auqust 2022    Gelesen: 703
Ist Schoigu der Nächste auf Putins Abschussliste?

In der Ukraine läuft für Russland nicht viel nach Plan: Der Verteidigungsminister versucht, die Misserfolge der eigenen Armee zu kaschieren - doch nach Einschätzung der britischen Geheimdienste ist Schoigu zunehmend geschwächt. Die Frage ist, wie lange er sich in dieser Position noch halten kann.

Aus Sicht britischer Geheimdienste befindet sich Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu zunehmend in einer Position der Schwäche. Es sei wahrscheinlich, dass Offiziere und Soldaten den Minister wegen eines ineffektiven und realitätsfernen Führungsstils nicht mehr ernst nähmen, heißt es in einem Bericht, der in London veröffentlicht wurde.

Schoigu habe den Großteil seiner Karriere vor der Berufung zum Minister im Bausektor und anderen Bereichen verbracht. Ihm fehle militärische Erfahrung. Zudem verläuft die "militärische Spezialoperation", wie der Angriffskrieg gegen die Ukraine in Russland genannt werden muss, nicht nach Plan. Versuche Schoigus, die schleppenden Fortschritte der russischen Armee im Donbass zu erklären, bezeichnet London als absichtliche Falschinformation, die das Versagen des Militärs kaschieren soll.

"Russlands Offensive ist zum Halten gekommen wegen schwacher Leistungen des russischen Militärs und heftiger ukrainischer Gegenwehr", hieß es vergangenen Freitag in einer Mitteilung der Briten. Die russischen Streitkräfte hätten wiederholt von Schoigu gesetzte Fristen nicht eingehalten.

Es sei sehr wahrscheinlich, dass der russische Präsident Wladimir Putin und Schoigu mindestens sechs Generäle entlassen hätten, weil ihnen der Vormarsch nicht schnell genug gegangen sei, hieß es in der Mitteilung weiter. Die Frage ist, wie viele Entlassungen es noch geben wird, bis Schoigu selbst auf der Abschussliste des Kreml-Chefs landet.

Schoigu sollte Militär modernisieren

Schoigu gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten. Er sollte das russische Militär bis 2020 modernisieren, erhielt weitreichende Befugnisse und ein milliardenschweres Verteidigungsbudget. Im Januar 2022 gab das Verteidigungsministerium den "Prozentsatz der Aufrüstung", also den Anteil neuen Militärmaterials, mit über 70 Prozent an. Doch die Probleme im aktuellen Feldzug mit veralteter Technik, Logistikproblemen und schlecht ausgebildeten Soldaten werfen Fragen auf.

Kreml-Kritiker Alexej Nawalny liefert Hinweise, wo das viele Geld geblieben sein könnte: Im April berichtete sein Team über die Reichtümer von Tochter Xenia Schoigu, in deren Besitz sich laut Bericht aktuell ein Loft und zwei Apartments im Wert von 8,2 Millionen Euro befinden sollen. Schoigu selbst soll in einer Villa in einem Moskauer Vorort wohnen. Wert: 21,7 Millionen Euro. Das Jahreseinkommen des Ministers betrug 2016 offiziell 164.000 Euro.

Neben Schoigu gelten auch Außenminister Sergej Lawrow, der ehemalige russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew und Kreml-Sprecher Dmitri Peskow als Nutznießer der Kreml-Connection. Doch Putin ist bekannt für seinen harten Umgang mit in Ungnade gefallenen Wegbegleitern. Erst im April war bekannt geworden, dass der frühere Finanzminister und Vizepremier, Anatoli Tschubais, mit einer plötzlich aufgetretenen neurologischen Erkrankung in die Notaufnahme gebracht wurde. Kremlgegner halten einen Giftanschlag für die wahrscheinlichste Erklärung.

Quelle: ntv.de, jug/dpa


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